Kaninchen werden je nach Rasse im Alter von ca. 3 Monaten geschlechtsreif. Um nicht ungewollt Besitzer  einer “Kaninchenherde” zu werden, sollte man seine Tiere kastrieren lassen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:

Bei männlichen Tieren kann zwischen einer Frühkastration, noch vor Einsetzen der Geschlechtsreife, und einer Kastration nach Einsetzen der Geschlechtsreife, also einer „Spätkastration“ unterschieden werden. Bei der Kastration, egal mit welchem Alter sie durchgeführt wird, werden Hoden und Nebenhoden entfernt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass frühkastrierte Tiere (Kastration in der Regel in der 8-12 Lebenswoche) direkt wieder zurück in die Gruppe gesetzt werden können. Sie sind sofort zeugungsunfähig. Wird die Kastration erst nach der Geschlechtsreife durchgeführt, können sich noch Spermien im Samenleiter befinden. Deshalb sind solche Tiere bis zu 6 Wochen NACH der Kastration noch zeugungsfähig und müssen deshalb leider von den weiblichen Tieren getrennt werden.

Die Operation selbst wird in beiden Fällen meistens gut „vertragen“ und die Rammler hoppeln oft schon einen Tag danach wieder munter durch ihr Gehege.

Warum das weibliche Kaninchen kastrieren, wenn doch der Rammler schon kastriert ist?

Auch dafür gibt es sehr gute Argumente!

Mittlerweile weiß man, dass sehr viele Kaninchen im Laufe ihres Lebens eine Erkrankung der Gebärmutter entwickeln. Kaninchen sind auf Reproduktion ausgelegt und könnten mehrmals im Jahr Junge bekommen. Beim Deckakt umklammert der Rammler das weibliche Kaninchen. Ein häufiges Streicheln des Kaninchens im hinteren Rückenbereich kann einen ähnlichen Stimulus beim Kaninchen setzen und die Hormonproduktion anregen. Das Kaninchen wird dadurch dann häufig scheinschwanger. Diese häufigen Scheinschwangerschaften begünstigen wiederum das Entstehen von Tumoren der Gebärmutter und des Gesäuges.

Beim Kaninchen sind diese Neoplasien in der Regel bösartiger Natur. Das bedeutet, das sich ein Krebsgeschwür bildet, das früher oder später in andere Organe metastasieren wird. Ein Beispiel dafür ist ein Adenokarzinom der Gebärmutter oder das seltener auftretende Leiomyosarkom. Aber auch nicht neoplastische Veränderungen treten beim Kaninchen häufig auf. Dazu zählen Veränderungen der Eierstöcke und/oder der Gebärmutter selbst, wie zum Beispiel eine Hydro-, Pyo- oder Mukometra. Auch diese Erkrankungen enden leider oft tödlich. Kaninchen sind leider Meister im Verstecken von Krankheitssymptomen. Würden sie Schwäche zeigen wären Sie in freier Wildbahn zum Tode verurteilt. Deshalb werden Krankheitssymptome vom Besitzer oft sehr spät entdeckt!

Abhilfe schafft nur eine rechtzeitige, präventive Kastration des weiblichen Kaninchens! Natürlich kann beim Auftreten nicht neoplastischer Erkrankungen auch eine „Notoperation“ erfolgen, allerdings sind die Tiere zu diesem Zeitpunkt schon deutlich geschwächt und das Narkoserisiko ist um einiges höher, wie das eines jungen gesunden Tieres!