Mein Hund ist doch keine Bestie, warum soll ich ein Maulkorbtraining machen…?

Deshalb gleich eine provokante Frage: Schadet es dem Hund, wenn er einen Maulkorb toleriert, ohne dabei in Stress zu geraten?

Die Antwort ist sicher: NEIN!

Wenn man seinen Hund fragt, dann braucht er auch nicht unbedingt ein Halsband, oder ein Geschirr, ein Mäntelchen oder was auch immer. Da ist aber die Motivationslage des Besitzers oft eine andere. Irgendwie muss man seinen Hund im Straßenverkehr ja sicher händeln können, Außerdem wird so ein Halsband oft auch als schickes Accessoire angelegt. Nicht umsonst boomt dieser Markt!

Warum aber nun ein Maulkorb?

Es kann immer mal eine Situation geben, in denen der Hund einen Maulkorb tragen muss:

  • Weggelaufen, angefahren und von fremden Menschen zum Tierarzt gebracht. Um sich und andere zu schützen kann es nötig sein in einer solchen Situation dem Hund einen Maulkorb anlegen zu müssen
  • Entzündungen der Ohren sind oft sehr schmerzhaft. Bei der Untersuchung hat man als Tierarzt seinen Kopf genau neben dem Maul. Auch da fühlt man sich bei dem ein oder anderen Hund sicherer, wenn er einen Maulkorb trägt
  • Teilweise benötigt man auch mal einen Maulkorb als Schutz für Wunden und Verbände, oder dem Infusionskabel, dass ständig durchgekaut wird!
  • In öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es teilweise auch eine Maulkorbpflicht!
  • Auch im Urlaub kann es mal nötig sein. Zum Beispiel wenn man in einer Gondel auf den Berg möchte. Das hängt ebenfalls vom Betreiber ab, ob er Hunde nur mit Maulkorb mitnimmt.

In all diesen Situationen ist es für den Hund eine große Erleichterung, wenn er die Möglichkeit bekommen hat, das Tragen eines Maulkorbs stressfrei zu erlernen. Den Stress hat der Hund durch die äußeren Umstände wahrscheinlich schon genug. Manche Hunde lassen sich irgendwann einen Maulkorb gar nicht mehr anlegen, wenn danach immer etwas sehr Unangenehmes für sie folgt. Solche Handlungsketten verknüpfen unsere geliebten Vierbeiner recht zügig und in diesem Fall oft leider negativ! Das gilt es also zu ändern.

Aber wie nehme ich meinem Hund am besten diesen Stress? Wie immer gibt es dafür mehrere Methoden. Hier eine Möglichkeit, die eigentlich für jeden machbar sein sollte:

  • Erstmal die eigene Einstellung gegenüber dem Maulkorb ändern. Er verkörpert nicht das Böse!
  • Maulkorb in der richtigen Größe organisieren. Der Hund MUSS damit immer HECHELN können (wichtig für die Thermoregulation!)
  • Futter vorbereiten. Was wirklich Leckeres! Wie man es auch für Unterordnungstraining oder zum Erlernen von Kunststücken verwenden würde. (Wurst/Käse/Quark/Frischkäse/Leckerlies aller Art). Futtermittelallergiker entweder mit dem eigenen Trockenfutter oder bei Nassfutter pürieren und zum Beispiel in einen Futtertube abfüllen.
  • Erster Schritt: Futter so anbieten, dass der Hund am besten seine Nase von alleine in den Maulkorb steck. Ähnlich, wie wenn er zum Beispiel einen Joghurtbecher auslecken darf. Diesen Schritt einige Male wiederholen
  • Zweiter Schritt: alles analog zum ersten Schritt, nur dass man unter dem Füttern den Riemen um den Kopf legt, ohne ihn zu schließen! Auch diesen Schritt einige Male wiederholen. Erst wenn der Hund alles ohne Stress toleriert, geht es weiter!
  • Dritter Schritt: Schritt eins und zwei wie gewohnt durchführen. Diesmal dann den Verschluss aber wirklich schließen. Dabei immer schön weiter füttern!
  • Vierter Schritt: Wer hätte es anders erwartet, Wiederholung von eins bis drei. Nun aber immer mal kurze Fütterungspausen einlegen.
  • Wer möchte kann jetzt natürlich auch noch üben mit dem Hund, der den Maulkorb trägt, zu laufen.

Natürlich kann man nach der Übung auch noch mit Hund und Maulkorb spielen. Empfiehlt sich allerdings nur wenn der Hund nicht sofort alles zerkaut und wenn der Verschluss den Hund nicht verletzen kann.

Wer sich mit dem Clicker und freiem Formen (shaping) auskennt, kann ein Maulkorbtraining natürlich auch gerne darüber aufbauen!

Hauptsache man fängt damit an!