Katze: blutiger Urin, Harndrang, Schmerzen beim Harnabsatz, eventuell sogar ein reduziertes Allgemeinbefinden….

Na, das weiß doch jedes Kind, das ist eine Blasenentzündung! Her mit dem Antibiotikum und alles wird wieder gut.

Stopp!!!!!

Muss es wirklich immer ein Antibiotikum sein? Sind wirklich Bakterien die Ursache?

FLUTD, das ist die Abkürzung für: feline lower urinary tract disease

Mit dem Begriff FLUTD werden einfach alle Krankheitssymptome zusammengefasst, die mit dem Harnapparat der Katze vergesellschaftet sind. Das können zum Beispiel folgende Symptome sein:

  • häufiges Urinieren (Polakissurie)
  • schmerzhaftes Absetzen nur kleiner Urinmengen (Strangurie oder Dysurie)
  • Blut im Urin (Hämaturie)
  • Harnabsatz an unerwünschten Stellen
  • Pressen auf Harn ohne jedes Absetzen von Harn (Harnröhrenobstruktion); NOTFALL!!!

Aber was sollen den schon für Ursachen vorliegen, wenn es keine Bakterien sind?

Da gibt es leider doch einige Möglichkeiten!

  • Bakterielle Harnwegsinfektionen müssen immer abgeklärt werden
  • Andere Grunderkrankungen, die eine bakterielle Besiedelung der Harnblase begünstigen, wie zum Beispiel ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), chronische Nierenerkrankungen oder eine Schilddrüsenüberfunktion
  • Kristallurie (Kristalle im Urin)
  • Urolithiasis (Harnsteine)
  • Angeborene Anomalien des Urogenitaltraktes oder anderer Organe
  • Tumore

Aber woher weiß man nun welche Ursache in Frage kommt? Dazu werden einige Untersuchungen benötigt. Und die genaue Erhebung eines Vorberichtes ist wichtig.

Um eine bakterielle Ursache auszuschließen sollte am besten eine Kultur angelegt werden. Dafür wird eine steril entnommen Urinprobe benötigt. Ein spontan aufgefangener Urin ist meistens mit Keimen aus dem unteren Harnröhrenabschnitt verunreinigt und es kommt zu falsch positiven Ergebnissen. Falsch positiv bedeutet: Es wachsen Keime in der Kultur, die aber nie in der Harnblase waren, sondern durch eine Kontamination die Probe gekommen sind. Eine sterile Urinprobe gewinnt man deshalb am besten mittels einer Zystozentese (unter Ultraschallkontrolle). Dabei wird mit einer feinen Nadel direkt in die Harnblase gestochen und Urin zur Untersuchung entnommen. Natürlich werden zuvor am Bauch die Haare rasiert und die Haut gut desinfiziert um keine Keime in die Harnblase zu verschleppen. Diese Prozedur hört sich erstmal schlimm an, wird aber von den meisten Tieren sehr gut toleriert und ist für das Tier nicht schlimmer wie beispielsweise der Einstich bei einer Impfung. Empfehlenswert ist die Durchführung der Zystozentese unter Ultraschallkontrolle. Dadurch sieht man genau, wo sich die Nadelspitze in der Harnblase befindet und man kann gleichzeitig noch eine Untersuchung der Harnblase selbst sowie der Nieren durchführen. So können auch Tumore oder Steine in der Harnblase erkannt werden.

Mit dem gewonnenen Urin sollte nicht nur eine bakteriologische Untersuchung gemacht werden, sondern auch ein kompletter Harnstatus erhoben werden inklusive der Beurteilung des Harnsediments unter dem Mikroskop.

Um andere Grunderkrankungen ausschließen zu können muss ein detaillierter Vorbericht erhoben werden und eine gründliche klinische Untersuchung durchgeführt werden. Ergibt sich hieraus ein Verdacht, sollte dieser durch eine gezielte weiterführende Diagnostik bestätigt werden. Bei den meisten dieser Erkrankungen benötigt man daher noch eine Blutuntersuchung.

Kann in allen durchgeführten Untersuchungen keine Ursache der Entzündung gefunden werden handelt es sich vielleicht um eine FIC (feline idiopatische Cystitis). Idiopathisch bedeutet, dass man keine Ursache finden konnte. Als Auslöser einer FIC wird Stress angesehen. Das kann Stress durch einen Umzug, ein neues Partnertier, ein neuer Lebenspartner des Besitzers, ein neuer Rivale im Revier, oder, oder, oder sein. Leider lässt sich der „Stressor“ nicht immer identifizieren. Bei der Behandlung werden keinerlei Antibiotika benötigt. Kurzfristig werden solche Blasenentzündungen mit schmerz- und krampflindernden Medikamenten therapiert. Langfristig sollte man versuchen, den auslösenden Stressfaktor zu finden und wenn möglich abzustellen. Auch über den positiven Einsatz von sogenannten Pheromonen und speziellen Futtermitteln gibt es positive Berichte.

Positive Auswirkungen können mehr Bewegung, das Einhalten bzw. das Wiedererreichen des Idealgewichtes der Katze und eine gesteigerte Wasseraufnahme haben. Die Trinkmenge kann über spezielle Trinkbrunnen, Aromatisierung des Wassers oder Verfütterung von Feuchtfutter mit einem zusätzlichen Schuss Wasser erfolgen.

Futter sollte sich die Katze „erarbeiten“ müssen. Dafür gibt es im Handel etliche Produkte zu kaufen. Das sind Bälle, in die man Futter füllen kann, oder sogenannt Fummelbretter oder -türme. Einige Ideen, wie man seine Katze kostengünstig bespaßen kann finden sie ebenfalls in unserem Blog.

Insgesamt sollte die Kalorienmenge auf den Tagesbedarf angepasst werden und keine ad libitum Fütterung (Futter ist immer für die Katze vorhanden) erfolgen. Das bedeutet, die Futtermenge wird pro Tag abgewogen und nur diese Menge über den Tag verteilt verfüttert. Es gibt auch spezielle Diätfuttermittel, die den Krankheitsverlauf sowie die Gewichtskontrolle positiv beeinflussen.

Bei Fragen zu diesem Themenkomplex helfen wir gerne weiter.