Sehr viele Katzen leiden unbemerkt von Ihren Besitzern unter starken Zahnschmerzen. Ausgelöst durch eben diese FORL. Warum aber unbemerkt? Das ist ganz einfach zu erklären. Katzen, egal ob es sich um einen wilden Streuner oder einen zahmen Stubentiger handeln, sind und bleiben Jäger. Sie lauern oft stundenlang ihrem Beutetier auf, um es dann mit einem Biss zu erlegen. Gelingt dies nicht, weil die Katze nur noch zaghaft zubeißt, dann bedeutet das über kurz oder lang den sicheren Tod des kleinen Tigers. Dieser Überlebenswille führt dazu, dass Katzen auch mit Zahnschmerzen fressen. Teilweise kann man sogar beobachten, dass solche Tiere eher korpulent sind. Wenn sie fressen, fressen sie dann nämlich häufig hastig und zu viel. Das kann als Nebenwirkung auch zu häufigerem Erbrechen führen. Katzen schreien auch nicht auf. Sie ziehen sich im Alltag eher zurück und „schlafen“ viel. Die Futteraufnahme ist so überlebenswichtig, dass Katzen erst aufhören zu Fressen, wenn sie vor lauter Schmerzen nicht mehr Leben wollen!

Wenn Katzen aber ihre Zahnschmerzen nicht zeigen, woher soll man dann wissen, ob sie überhaupt welche hat?

Wenn man weiß worauf man achten muss, kann man auch bei der Katze Anzeichen für eine Zahnerkrankung erkennen. Im Einzelnen können das folgende Symptome sein, die einzeln oder in Kombination vorliegen können:

  • übler Maulgeruch
  • massive Zahnbeläge, teilweise auch nur einseitig
  • spontanes Zahnfleischbluten
  • fehlende Zähne
  • Änderungen im Fressverhalten; nur noch Nass- oder Trockenfutter, Pausen beim Fressen…
  • eitriger Nasenausfluss, oft nur einseitig
  • Verhaltensänderungen
  • Augenentzündungen, auch hier oft einseitig
  • vermehrtes Kratzen am Kopf
  • vermehrtes Speicheln
  • generell Probleme beim Fressen
  • häufiges Erbrechen kurz nach einer hastigen Futteraufnahme (unverdautes Futter)

40% der scheinbar gesunden Katzen leiden unter einer Zahnerkrankung! Diese wird mit dem Buchstaben FORL abgekürzt. Dabei stehen die Buchstaben für feline Odontoklastische Resorptive Läsionen. Odontoklasten sind körpereigene Zellen, deren Aufgabe eigentlich darin besteht, die Wurzeln der Milchzähne im Zahnwechsel „aufzuessen“. Diese Odontoklasten werden bei erwachsenen Katzen wieder aktiv und fangen an die Wurzeln der bleibenden Zähne, ohne Grund, ebenfalls abzubauen. Das ist wenig sinnvoll und führt zu besagten starken Schmerzen. Aus der Erklärung heraus ist auch leicht nachvollziehbar, dass diese Erkrankung mit einem bloßen Blick in die Maulhöhle oft nicht zu erkennen ist, spielt sich doch alles im Wurzelbereich ab. Trotzdem gibt die Untersuchung der Maulhöhle erste Hinweise. Befallene Zähne werden von der Katze einfach so gut wie möglich nicht mehr benutzt und sind deshalb oft mit dicken Belägen versehen. Die Katzen stinken auch oft aus dem Maul und beim Berühren solcher Zähne klappern die Katzen vor Schmerzen mit ihrem Kiefer (sog. Chattering; Englisch: to chatter; klappern). Teilweise ist das Zahnfleisch in diesem Bereich gerötet und kann sogar spontan anfangen zu bluten, oder es fehlen schon Zähne.

Wie kann man der Katze nun aber helfen?

Da die Ursache ist in körpereigenen Zellen zu suchen ist, macht eine Füllung der „angefressen“ Zähne wenig Sinn. Der Prozess würde daneben einfach fortschreiten. Deshalb hilft einzig und alleine die vollständige Extraktion aller betroffenen Zähne. Die Katze wird dadurch schmerzfrei! Keine Angst, sie kann danach sehr gut fressen. Oft fangen sie sogar wieder an mit dem Kiefer alleine Trockenfutter zu knacken! Auch Beutetiere können ohne Schmerzen viel besser erlegt werden. Hier gilt: besser keine Zähne mehr als schmerzhafte Zähne, die man am liebsten gar nicht benutzen möchte!

Da sich die Erkrankung hauptsächlich im Bereich der Wurzeln abspielt ist nachvollziehbar, dass die Wurzeln mittels Einzelzahnröntgen untersucht werden müssen, um keinen befallenen Zahn zu übersehen.

Dieses Dentalröntgen findet in Vollnarkose statt, da der Röntgenfilm in die Maulhöhle gelegt werden muss und die Katze sich bei der Aufnahme nicht bewegen darf. In der Regel hat man durch die klinische Voruntersuchung Hinweise auf eine FORL Erkrankung. In Narkose werden dann alle Zähne geröngt und direkt im Anschluss, noch in der gleichen Narkose, alle erkrankten Zähne extrahiert oder eine Kronenamputation durchgeführt.

Die FORL oder kurz auch nur RL (resorptive Läsion) kann man in verschiedene Typen einteilen. Je nach Typ findet eine unterschiedliche Behandlung statt. Aber auch den Typ der FORL Erkrankung kann man nur im Röntgen erkennen. Hier eine Schemazeichnung:

FORL, Zahngesundheit, Dentalröntgen,

Das Alter des Tieres, oder bestehende Vorerkrankungen sollte dabei keine Rolle spielen. Jede Katze hat das Recht auf ein schmerzfreies Leben. Durch entsprechende Voruntersuchungen kann das individuelle Narkoserisiko abgeschätzt werden und die Narkose entsprechend gesteuert werden. Während sowie auch nach der Narkose (Aufwachphase) sind die Tiere durchgehend überwacht (EKG, Kapnographie, Pulsoxymetrie, Blutdruckmessungen, Temperatur). Haben Sie Fragen zur Narkose und/oder Zahnbehandlung sprechen Sie uns gerne darauf an!

Kann man prophylaktisch etwas tun?

Ja!

  • Tägliches Zähneputzen, dabei sollte man spezielle Zahnbürsten/Fingerlinge verwenden. Ein tägliches Training ab dem Welpenalter hilft bei der Akzeptanz
  • Spezielle Zahnpflegefuttermittel können die Zahnbelagsentwicklung deutlich verlangsamen. Wir beraten Sie gerne dazu.
  • Auch spezielle Kauartikel können die Zahnsteinentstehung deutlich verlangsamen. Mehr Infos dazu unter: http://vohc.org/
  • Regelmäßige Kontrolle beim Tier(Zahn)arzt! So können Frühstadien schnell erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden