Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Klar ist, dass zu viel Trinken ein Anzeichen einer Erkrankung sein kann, aber auch eine zu niedrige Wasseraufnahme kann ein Problem darstellen. Bei Wassermangel steuert der Organismus dagegen, will Wasser einsparen. Das Tier wird deshalb einen sehr stark konzentrierten Urin absetzen, wenig Wasser „vergeuden“.

Ein „zu wenig“ Wasser über eine längere Zeit begünstigt deshalb häufig die Entwicklung von Erkrankungen der harnabführenden Wege. Zu viel ist also nicht gut, zu wenig aber auch nicht. Aber was ist normal und ab wann muss man sich Sorgen machen?

Leider eine gar nicht so einfache Frage! Die „normale“ Wasseraufnahme ist abhängig von verschiedenen Faktoren, die da wären:

  • Umgebungstemperatur
  • Luftfeuchtigkeit
  • Aktivitätslevel des Tieres
  • Körpergewicht des Tieres
  • Gemütszustand, wie zum Beispiel Stress
  • Wasserverlust; zum Beispiel über Schweiß, Kot, Urin, die Milch bei säugenden Muttertieren oder das Hecheln beim Hund
  • Und die Art der Fütterung und deren Wassergehalt. Also ob überwiegend Frisch-, Feucht- oder Trockenfutter aufgenommen wird. Zusätzlich spielt auch der Salzgehalt der aufgenommenen Nahrung eine Rolle

Der Bedarf an Wasser für das Tier ergibt sich aus Verlust/Verbrauch und Aufnahme. Dabei ist weder der Verlust/Verbrauch noch die Aufnahme eine fixe Größe. Der Verlust/Verbrauch wird durch die Aktivität des Tieres, die Umgebungstemperatur und auch den Gemütszustand, wie zum Beispiel Stress etc. beeinflusst. Okay, aber die Aufnahme lässt sich ja leicht kontrollieren. Einfach die Trinkmenge pro Tag messen. Falsch, denn bei der Aufnahme von Wasser darf man nicht nur die tatsächlich getrunkene Menge an Wasser beachten. Hier spielt nun die Art der Fütterung eine große Rolle. Trockenfutter enthält nur eine Feuchtigkeitsanteil von ca. 10%, wohingegen in Feuchtnahrung einen Flüssigkeitsanteil von ca. 80% enthalten ist. Allein schon aus dieser Aufstellung wird deutlich, dass ein Tier, das überwiegend Feuchtfutter erhält, wesentlich weniger zusätzlich trinken muss, als ein Tier mit überwiegender Aufnahme von Trockenfutter, um am Ende auf das gleiche Flüssigkeitslevel zu kommen.

Ein weiterer Punkt bei der Aufnahme von Flüssigkeit ist die Entstehung von „Oxidationswassers“ aus dem Stoffwechsel. Ohne hier auf die genauen Details einzugehen kann man sich grob merken, dass bei der Verbrennung von 1g Eiweiß, Stärke oder Fett jeweils knapp 0,4g, 0,6g und 1,1g Wasser entstehen.

Das ist vor allem bei der Katze wichtig. Sie ist quasi ein Spezialfall. Die natürliche Nahrung von Katzen, also ihre Beutetiere, kleine Säuger und Vögel enthalten ca. 70% Feuchtigkeit. Durch die Verbrennung von Protein, Stärke und Fett entsteht noch zusätzlich das „Stoffwechselwasser“. Das kann in der Summe so viel sein, dass die Katze gar nichts mehr trinken muss, sondern ihren Flüssigkeitsbedarf ausschließlich über die Nahrungsaufnahme decken kann!

Bei Hunden ist es nicht ganz so krass wie bei der Katze, aber auch der Hund kann unter Umständen dreiviertel seines Wasserbedarfs über die Aufnahme der Nahrung decken.

Aber woran erkennt man nun, ob das Tier zu viel oder zu wenig Wasser aufnimmt, wenn es solche individuellen Schwankungen gibt? Rein über das einfache Abmessen der Wasseraufnahme über 24 Stunden ist es eben leider nicht getan.

Ist man sich bei seinem Tier unsicher, dann sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Dieser wird das Tier genau untersuchen und auch die Fütterung abfragen. Außerdem wird er Angaben über die Menge des abgesetzten Urins wissen wollen. Eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme geht üblicherweise auch mit einer gesteigerten Harnmenge einher. Bei Hunden kann das auch dazu führen, dass ein ehemals stubenreiner Hund, der also kontinent war, mittlerweile eventuell sehr spät abends oder gleich früh am Morgen raus muss, weil ansonsten eine Pfütze in der Wohnung wäre. Er kann den Urin nicht mehr halten, über Nacht nicht mehr konzentrieren. Üblicherweise wird über Nacht der Urin hormonell gesteuert stärker konzentriert, damit man eben in Ruhe ausschlafen kann. Der Hund ist dann inkontinent geworden. Um zu wissen, ob die Konzentrationsfähigkeit erhalten ist, muss man den Urin untersuchen. Manchmal braucht man dazu sogar speziell diesen Morgenurin. Aus dem Urin können viele wichtige Informationen gewonnen werden. Eine, die Konzentration des Urins, liefert das spezifische Gewicht (SG). Trinkt das Tier zu viel und produziert es in Folge einen entsprechend dünnen, sehr wässrigen, hellgelben, fast farblosen Urin, nähert sich das spezifische Gewicht 1,000 an. Ist das dauerhaft der Fall spricht man von Isosthenurie (SG 1,008-1,012) oder auch von Hyposthenurie (SG <1,008). Das SG von 1,000 entspricht dem SG von destilliertem Wasser.

Trinkt das Tier viel zu wenig oder verliert über andere Wege, zum Beispiel über Durchfall und Erbrechen sehr viel Wasser, steigt das SG sehr stark an. Der Urin wird dann dunkelgelb, fast schon bräunlich, er ist stark konzentriert und riecht auch entsprechend streng. Ab einen SG von 1,025 beim Hund und 1,035 bei der Katze spricht man von einer Hypersthenurie. Mit der Untersuchung des Tieres und der Bestimmung des SG kann man genauer sagen, ob der Flüssigkeitshaushalt normal oder gestört ist. Weil es auch hier tierartspezifische Unterschiede gibt, gibt es demzufolge auch unterschiedliche Referenzwerte für das SG bei gesunden Hunden und Katzen.

Zusätzlich können aus dem Urin natürlich noch weitere Parameter erfasst werden. Sind zum Beispiel Blutzellen enthalten, oder Kristalle, wenn ja welche, ist zu viel Zucker im Urin, ein möglicher Hinweis auf eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder finden sich andere Stoffwechselprodukte wie beispielsweise Ketonkörper im Urin. Gibt es Hinweise für einen Blasenentzündung (Cystitis)? Für alle diese Untersuchungen braucht man einen möglichst frischen Urin. Bei Hunden ist das Gewinnen einer Harnprobe oft problemlos möglich. Man hält ein flaches Gefäß oder eine (alte) saubere Suppenkelle in den Urinstrahl. Katzen sind da schon komplizierter. Aber für die Samttiger gibt es mittlerweile speziell entwickeltes Einstreu, das den Urin nicht aufsaugt. So kann man direkt aus der Katzentoilette die Urinprobe gewinnen. Funktioniert das trotzdem nicht, gibt es natürlich noch andere (zumeist invasivere) Methoden für den Tierarzt, um an die entsprechende Probe zu gelangen.

Zu guter Letzt braucht man oft zusätzlich noch eine Blutprobe, um einem möglicherweise gestörten Wasserhaushalt auf den Grund zu kommen. Wie umfangreich die Abklärung sein sollte muss individuell beraten und entschieden werden.

Aber um zu wissen, ob das Tier zu wenig, genug oder zu viel trinkt muss man manchmal einen Umweg über den Urin gehen 😉

Als Faustregel gilt:

Eine Katze 🐱 braucht pro Kilogramm Körpergewicht ca. 50ml Flüssigkeit pro Tag. Das entspricht bei einer 5kg schweren Katze ca. 250ml pro Tag. Aber: frisst sie überwiegend Nassfutter braucht sie entsprechend weniger trinken, oder muss eventuell, im Spezialfall, sogar gar kein Wasser trinken!

Bei Hunden 🐕 gestaltet sich das noch etwas unübersichtlicher, da sie einen Hauptteil ihrer Thermoregulation über das Hecheln regeln. Deshalb kommt hier auch noch die Umgebungstemperatur mit ins Spiel. Für die Wasseraufnahme gibt es beim Hund einen relativen weiten Spielraum. Er liegt bei 40-100ml pro Kilogramm Körpergewicht, bei einer Außentemperatur von 20°. Ein ca. 10kg schwerer Hund trinkt demnach zwischen knapp einem halben Liter (400ml) Minimum und einem Liter pro Tag. Steigt die Umgebungstemperatur, steigt auch der Wasserbedarf.