Juckreiz kann sich äußern in Form von:

  • Kratzen
  • Vermehrtes Knabbern und Fellbeißen
  • Übermäßiges Belecken
  • Wälzen am Boden
  • Rutschen auf dem After (sogenanntes Schlittenfahren)
  • Häufiges Schütteln der Ohren

Juckreiz, medizinisch Pruritus genannt, ist sehr unangenehm und quälend für das Tier.

Aber wieviel kratzen ist noch normal und ab wann ist es krankhaft?

Leider gibt es keine klar zu definierende Grenze, was noch normal ist und ab wann es krankhaft wird. Natürlich ist es kein Problem, wenn sich das Tier ab und an mal kratzt oder schleckt. Einen selbst juckt es ja auch mal. Damit es nicht zu einfach wird gibt es zusätzlich auch noch das Phänomen der „Übersprungshandlung“. Dieses tritt auf, wenn der Hund mit einer Situation kurzfristig überfordert ist oder sich bedroht fühlt. Deshalb muss man teilweise auch das Verhalten im gesamten Kontext der Situation sehen, in der es auftritt. Bei einer Übersprungshandlung in Form vom Kratzen liegt gar kein echter Juckreiz vor.

Aber auch bei häufigen Kratzen in Folge von einer Übersprungshandlung ist der Tierarzt ein guter Ansprechpartner. Ergänzend ist hierbei die in Zusammenarbeit mit einem guten Tiertrainer/Hundetrainer angezeigt. Oder man wendet sich an einen speziell weitergebildeten Tierarzt für Verhaltenstherapie.

Kommen wir aber zurück auf den klassischen Juckreizpatienten:

Kratzt oder leckt sich der Hund allerdings immer wieder an der gleichen Stelle, und das Haar wird eventuell schon schütter, oder das Fell ändert seine Farbe durch das viele Belecken, sollte man unbedingt zum Tierarzt gehen. Neben Juckreiz könnte auch noch andere Ursachen für ein Benagen und Belecken einzelner Stellen vorliegen. Auch ein schmerzhaftes Gelenk, eine eingetretene Granne oder ähnliches führen zu einem Benagen dieser Stelle.

Durch das Kratzen, Benagen und Belecken des Fells können die Haare abbrechen oder ganz ausfallen. Haarlose Stellen sind die Folge. Die Haut darunter kann durch die Automutilation (Selbstverstümmelung) mehr oder weniger entzündet sein.

Juckreiz selbst ist keine Diagnose im klassischen Sinn, sondern beschreibt lediglich ein Symptom, dass bei vielen unterschiedlichen Erkrankungen auftreten kann.

Auf der Liste der Differenzialdiagnosen stehen:

  • Parasitenbefall
  • Infektionen der Haut mit Bakterien oder Pilzen
  • Allergische Hautentzündungen (atopische Dermatitis)
  • allergische Reaktionen auf zum Beispiel Medikamente
  • Autoimmunerkrankungen
  • Erkrankungen innerer Organe (Stoffwechselstörungen)

Weil es leider so viele verschiedene Ursachen sein können, ist eine genaue Abklärung notwendig, um die richtigen Gegenmaßnahmen einzuleiten. Schließlich ist die Therapie eines Flohbefalls eine komplett andere, wie die einer Stoffwechselerkrankung! Leider können sich aber auch Dinge überlagern. So kann eine Flohspeichelallergie zu Juckreiz führen. Das Tier kratzt und leckt sich vermehrt und es entsteht eine sekundäre Pyodermie (eitrige Hautentzündung). Bakterien, die normalerweise nur auf der Hautoberfläche vorkommen, gelangen durch das Kratzen in tiefere Schichten der Haut und lösen eine eitrige Entzündung der Haut aus. Dann findet man in den genommenen Proben eventuell zunächst „nur“ Bakterien. Diese überlagern alles und man übersieht die eigentliche Ursache des Juckreizes. Auf eine Antibiose werden solche Tiere deutlich besser, aber nie symptomfrei, da die Grundursache noch nicht behoben wurde. Deshalb muss man diverse Tests und Proben auch häufig wiederholen.

Grundsätzlich kann ein permanenter Juckreiz genauso quälend für das Tier sein wie ein chronisches Schmerzgeschehen.

Schlüsseln wir nun aber die möglichen Ursachen für einen Juckreiz weiter auf:

A: Parasitenbefall:

Ihr Nachweis gelingt oft über den direkten Nachweis mittels Flohkamm oder dem Einsatz einer Lupe. Für manche der Parasiten müssen Hautgeschabsel entnommen werden. Dazu wird mit einer Skalpellklinge die oberste Schicht der haut vorsichtig abgeschabt und danach unter dem Mikroskop untersucht. Keine Angst, da die Tiere unter Juckreiz leiden und sich selbst ab und an bis aufs Blut zerkratzen ist diese „Prozedur“ für sie nicht schlimm.

Flöhe laufen zwar über die Haut und sind direkt, oder über den Nachweis von Flohkot im Fell mit einem Flohkamm oft zu finden. Gerade bei einem Tier mit Flohspeichelallergie wird man manchmal aber nicht fündig. Diese Tiere versuchen jeden Floh zu fangen und zu zerbeißen. Hier lohnt es sich auch die Partnertiere mit anzusehen, oder im Einzelfall auch eine Therapie „auf Verdacht“ einzuleiten. Ein positiver Test auf Flöhe oder andere Parasiten ist eigentlich immer beweisend, ein negativer schließt leider einen Befall nicht zu 100% aus.

Im Einzelnen kommen als Parasiten vor:

  • Läuse
  • Flöhe
  • Haarlinge
  • Milben, hier gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten: Sarkoptes Milben (Räude), Demodex Milben, Grasmilben, Ohrmilben…
  • Darmparasiten (Endoparasiten) führen häufig zu Juckreiz am After

B: Infektionen der Haut mit Bakterien oder Pilzen. Hier sind zu nennen:

  • Bakterien:

In der Regel findet man hier physiologische Bewohner der Haut, die allerdings in tiefere Schichten geraten sind und dort zu Infektionen führen. Dabei handelt es sich um Kokken oder Stäbchen

  • Pilze:

Zum einen können Infektionen der Haut durch Hefepilze hervorgerufen werden. Diese vermehren sich sehr gerne im Ohr oder in Hautfalten. Zum anderen gibt es auch Infektionen mit Microsporum oder Trichophyten. Achtung hierbei handelt es ich um eine Zoonose, das bedeutet diese Pilzinfektionen können für den Menschen ansteckend sein.

C: Allergische Reaktionen

… sind teilweise schwierig in der Ursachenfindung. Hier muss sehr systematisch vorgegangen werden, um die Ursache zu finden. Denn Allergien können hervorgerufen werden durch eine Vielzahl von Möglichkeiten. Als Beispiel nennen wir hier eine der gängigen:

  • Futtermittelbestandteile (zumeist handelt es sich dabei um Proteine im Futter, Leckerlies oder Bestandteile von Nahrungsergänzungsmittel) oder auch Futtermittelmilben
  • Umweltallergene: wie zum Beispiel Pollen oder Milben (Hausstaubmilben)
  • Bestandteile von Medikamenten, besonderes Augenmerk hierbei auf Medikamente die zur leichteren Eingabe aromatisiert sind
  • Auch hier wäre der Floh mit dabei. Es gibt die sogenannte Flohspeichelallergie

D: Medikamentenunverträglichkeiten

Natürlich gibt es auch Allergien auf das Medikament selbst. Tritt solch eine allergische Reaktion auf, so sollten Sie sich den Wirkstoff aufschreiben und jedem behandelnden Tierarzt mitteilen. Nur so kann man eine erneute allergische Reaktion vermeiden

E: Autoimmunerkrankungen

Diese sind zum Glück eher selten. Ein Beispiel wäre der Pemphigus Komplex oder der Lupus.

F: Juckreiz durch eine Erkrankung der inneren Organe

… tritt zum Glück nicht so häufig auf, sollte aber immer mit auf der Differentialdiagnosen Liste stehen. An erster Stelle wären hier Erkrankungen der Leber zu nennen.

Wie man sich nun unschwer vorstellen kann, gibt es analog zur Fülle der möglichen Ursachen auch ein entsprechendes Potpourri an Therapie (-ansätze). Nicht alles kann geheilt werden, das meiste aber so gut therapiert werden, dass die Lebensqualität des Tieres nicht mehr unter dem Juckreiz leidet. Bei Allergien ist die beste Therapie die Vereidung der Allergene. Das ist leider, wie zum Beispiel bei einer Pollenallergie, nicht immer möglich.