Cystitis, idiopathische Cystitis, FIC (Feline idiopatische Cystitis), FLUTD, Urethraobstruktion, Hämaturie, Strangurie, Zystozentese, Harnstatus, Kristalle, Struvit, Oxalat, bakteriologische Untersuchung, Antibiogramm…

Viele Schlagwörter ein Krankheitskomplex!

Exemplarisch möchten wir hier zwei besondere Fälle vorstellen. Beide Katzen haben eine ähnliche Vorgeschichte.

Beide Katzen hatten vor einigen Jahren einen Autounfall. Beide befinden sich wegen der Folgen des Unfalls in physiotherapeutischer Behandlung. Den beide Katzen haben seit dem Unfall unter anderem auch Probleme mit dem Harnabsatz, da die Nerven, die die Harnblase versorgen geschädigt wurden. Das Auffangen und Speichern des Urins in der Harnblase und im Anschluss die Harnblasenentleerung ist ein hoch komplexes Geschehen. Sind einzelne Nervenbahnen verletzt, kann es zu Störungen kommen in deren Folge sich eine sogenannte Überlaufblase entwickeln kann. Dabei tröpfelt die Katze kontinuierlich Urin. Auch häufige manuelle Blasenentleerung kann das nicht immer komplett verhindern. Auf dieser „Sekretstraße“ können nun wiederum Keime aufsteigen. Häufig findet man dann sogenannte Fäkalkeime in der Blase.

Nun haben wir also diese zwei Katzen, mit ähnlicher Vorgeschichte. Beide haben Anzeichen einer Blasenentzündung. Nun könnte man hingehen und ihnen einfach beiden ein Antibiotikum geben, das eine Zulassung zur Anwendung bei Blasenentzündung hat. Vielleicht noch ein Schmerzmittel dazu und gut ist. Oder man macht es ordentlich!

Dazu gehört neben der gründlichen allgemeinen Untersuchung dann auch eine Zystozentese. Bei der Zystozentese wird unter Ultraschall eine Urinprobe direkt aus der Harnblase entnommen. Diese Probe kann so nicht mit Keimen aus der Harnröhre verunreinigt sein! Über diese Probe kann man also feststellen, ob wirklich Keime in der Harnblase vorhanden sind.

Das haben wir auch bei beiden Katzen gemacht!

Katze Nummer eins, nennen wir sie der einfachheitshalber Miezie. Sie ist eine europäische Hauskatze, weiblich, kastriert und 7 Jahre alt.

In der Urinprobe konnten keine Keime angezüchtet werden. Unter Einbeziehung aller erhobenen Befunde sind wir bei Ihr auf die Diagnose Idiopathische Cystitis gekommen.

Die Therapie erfolgt hier komplett ohne Antibiotika. Mehr Informationen zur idiopathischen Cystitis findet ihr auch im Bereich FLUTD.

Katze Nummer zwei, nennen wir ihn Karli, ebenfalls eine europäische Hauskatze, männlich, kastriert und auch 7 Jahre alt.

In der Urinprobe konnte ein wahrscheinlich aufgestiegener Fäkalkeim isoliert werden. Das Antibiogramm zeigte leider aber auch, dass alle gängigen Antibiotika in diesem Fall nicht mehr helfen können, da die Keime schon resistent dagegen sind! Durch viel Engagement der Besitzer konnten wir aber auch Karli helfen. Auch wenn es bedeutet, dass die Besitzer alle 6 Stunden eine Tablette geben mussten, die Karli so absolut nicht freiwillig nehmen wollte und er noch ein paar andere Behandlungen über sich ergehen lassen musste, für die er wenig Verständnis zeigte 😉

Schon einen Tag nach beginn der Antibiotikatherapie konnte man unterm Mikroskop eine Verbesserung feststellen. Eine erneute Zystozentese an Tag 5 zeigte, dass die Keime weg sind.

Anhand dieser beiden Fälle kann man sehr anschaulich belegen, warum ein wenig mehr Diagnostik durchaus Sinn macht, und am Ende oft sogar günstiger ist, da gleich gezielt therapiert werden kann. Hätte man bei beiden Fällen eben einfach ein Antibiotikum gegeben, mit dem man in der Vergangenheit schon oft gute Erfolge hatte, hätte man beiden Tieren nicht geholfen. So probiert man dann eine Therapiemöglichkeit nach der anderen aus, ohne Erfolg. Das macht zum einen keinen Sinn und zum anderen ist das Tier der Leidtragende, weil es die Schmerzen und die Folgen der Entzündung aushalten muss. Und Geld kostet es auch.