Soll ich es riskieren und in den Süden in Urlaub fahren? Mit meinem Haustier? Oder doch besser ohne? Was soll/muss ich beachten?
Stichwort: Reiseprophylaxe
Stichwort: Einreisebestimmungen
Stichwort: Hitze
Stichwort: Reiseapotheke
Aber nun Punkt für Punkt!
Als Erstes Thema folgt nun einiges zur Reiseprophylaxe, die anderen Themen folgen in Kürze:
Was benötigt wird, wann und in welchen Intervallen ein Produkt angewendet werden muss, richtet sich nach der Länge der Reise, dem Land/Region und der Jahreszeit.
Da es die meisten Richtung Süden zieht, kann man allerdings ganz grob eine Empfehlung geben. Leider sind die Grenzen fließend und daher kann man nicht alles pauschalisieren, aber ihr Tier sollte auf jeden Fall einen Schutz haben gegen:
- Flöhe
- Mücken (speziell gegen die Sandmücke)
- Zecken
- Würmer, hier vor allem auch gegen Herz- und Lungenwürmer
- Spezielle Bakterien (Leptospiren)
Die Medikamente müssen je nach Aufenthaltsdauer und Wirkungsintervall im Endemiegebiet regelmäßig erneuert werden.
Bei konkreten Fragen rund um die Prophylaxe stehen wir Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Warum ist der Schutz gegen diese Parasiten so wichtig? Nun, sie alle können Krankheiten übertragen, die zum Teil nur schwer oder sogar gar nicht heilbar sind. Deshalb ist der Schutz schon VOR dem Reiseantritt so essentiell.
Um welche Krankheiten geht es im Wesentlichen? Wer überträgt hier eigentlich was?
1: Flöhe:
Flöhe sind eigentlich in ganz Europa und auch Dank Heizungen ganzjährig aktiv. Ein Flohbefall kann nicht nur sehr unangenehm für Ihren Vierbeiner sein, sondern der Flohstich kann mitunter eine Flohspeichelallergie hervorrufen, die mit starkem Juckreiz verbunden ist. Ein hochgradiger Befall mit diesen blutsaugenden Lästlingen kann im Extremfall auch zu einer Blutarmut (Anämie) führen. Und zu allem Überfluss kann der Floh auch einen Gurkenkernbandwurm übertragen.
2: Mücken:
Die Mücke alleine führt nur zu juckenden Stichen, die unangenehm sind, aber hat die Mücke „blinde Passagiere“ an Bord wird es unschön für den Vierbeiner!
- Die Leishmaniose wird von einer Mückenart übertragen. Ihr Name ist: Sandmücke (Phlebotomus). Der Stich der Mücke ist an sich nicht schlimm für den Hund, er juckt nur ein wenig. Trägt die Sandmücke allerdings Leishmanien in sich, dann kann sie über den Stich den Hund infizieren. Die Leishmanien befallen vor allem die Haut, aber auch Knochenmark, Nieren und Lymphknoten können befallen werden. Die Leishmaniose ist NICHT heilbar und kann eine schwerwiegende Allgemeinerkrankung auslösen. Außerdem handelt es sich bei der Leishmaniose um eine Zoonose. Das bedeutet die Erkrankung ist auch auf den Menschen übertragbar.
Die Sandmücke ist dämmerungsaktiv, weshalb der Hund in der Dämmerung nicht draußen sein sollte. Auch ein engmaschiges Moskitonetz vor Fenstern und Türen ist sehr zu empfehlen!
2. Noch eine Gefahr geht von Stechmücken aus. Stechmücken können sowohl den Herzwurm (Dirofilaria immitis) wie auch den Fadenwurm (Dirofilaria repens) übertragen.
Die sogenannten Herzwürmer werden als Larven von den Stechmücken übertragen und siedeln sich in den Lungenarterien und im Herzen an. Dort wachsen sie zu ausgewachsenen Würmern heran. Symptome werden in der Regel Wochen bis Monate nach dem Befall offensichtlich. Erst von den erwachsenen Würmern werden oft recht unspezifische Symptome ausgelöst, wie Schwäche, ungenügende Belastbarkeit, Husten und Atemnot. Die Therapie in diesem Stadium ist schwierig. Deshalb ist zum einen die Prophylaxe (gegen die Stechmücken und damit gegen die Übertragung) und zum anderen die Behandlung der wandernden Larven wichtig. Diese muss allerdings auch noch nach dem Urlaub fortgeführt werden, bis 30 Tage nach der letzten Infektionsmöglichkeit.
Der Fadenwurm wiederum ist verantwortlich für die kutane Filariose. Auch diese Würmer werden durch den Stich der Mücke übertragen. Die erwachsenen Würmer siedeln sich in der Unterhaut an und sorgen dort für Entzündungen, Knoten und Juckreiz.
3: Zecken
Es gibt verschiedene Zeckenarten, die eine Vielzahl von Krankheiten übertragen können. Darunter sind Krankheiten, wie Babesiose (Hundemalaria), Borreliose, Ehrlichiose oder Anaplasmose oder auch FSME (Frühsommer-Meningoencephalitis). Beim Verschlucken einer infizierten Zecke kann sich der Hund auch mit einer Hepatozoonose infizieren. Auch bei der Hepatozoonose sind die Symptome recht unspezifisch, was eine Diagnose oft erschwert. Sie reichen von Fieberschüben, über Lahmheiten, Appetitlosigkeit, Durchfall, Gewichtsverlust, Muskelschmerzen bis hin zu Schwellungen der Lymphknoten, Milz und Leber.
Je nach Reiseziel überwiegt die ein- oder andere Zeckenart, aber es gibt kein europäisches Land, indem es keine Zecken gibt.
Auch hier ist der Schutz VOR der Erkrankung, also auch VOR dem Zeckenbiss das einzig sinnvolle. Je nach angewandtem Präparat sind auch hier die Behandlungsintervalle zu beachten! Aber kein Präparat schützt zu 100%, weshalb der Hund nach dem Aufenthalt im Freien zusätzlich noch auf Zecken untersucht werden sollte.
- ACHTUNG: Beim Entfernen der Zecke sollte man diese nicht quetschen, oder mit Öl bzw. Kleber in Stress versetzten. Das führt dazu, dass die Zecke erst recht ihre Erreger weitergibt. Es gibt im Fachhandel oder auch bei uns in der Tierarztpraxis geeignete Zeckenhacken oder Zangen, mit denen sich die Zecke möglichst schonend (auch bei zappeligen Tieren) entfernen lässt.
4: Würmer
Hier sind vorrangig der Herz- wie auch der Fadenwurm zu beachten. Da diese über Stechmücken übertragen werden wurden sie schon unter Punkt 2 behandelt. Der Gurkenbandwurm ist unter Punkt 1 aufgeführt. Aber es gibt ja auch noch die „normalen“ Spul- und Bandwürmer. Der Fuchsbandwurm ist sicherlich der bekannteste davon. Wie oft sie ihren Hund entwurmen sollten können sie unter diesem Link testen:
5: Bakterien
Die Leptospirose ist eine Infektionskrankheit, die durch sogenannte Spirochäten, eine Bakteriengruppe hervorgerufen wird. Hunde infizieren sich bei der Aufnahme von infiziertem Wasser. Leptospiren kommen vor allem in langsam fließendem oder stehendem Gewässer vor. Erkrankte Tiere zeigen unter anderem Fieber, Apathie, teilweise bekommen sie eine Gelbsucht und Symptome einer Nierenerkrankungen, bis hin zum Nierenversagen. Sie werden dann teilweise sogar dialysepflichtig! (https://www.med.vetmed.uni-muenchen.de/einrichtungen/notfall-hund-katze/leistungen/dialyse-hunde-katzen/index.html)
Auch bei der Leptospirose handelt es sich um eine Zoonose. Das bedeutet, sie ist auf den Menschen übertragbar.
Was also tun, wenn der Hund mit in den Urlaub soll?
Prophylaxe ist bei vielen Erkrankungen oberstes Gebot, da sie sich nur schwer bis gar nicht behandeln lassen. Ein Floh- und Zeckenschutz sollte schon einige Tage vor der Abreise angewendet werden und in den entsprechenden Intervallen aufgefrischt werden. Dies gilt auch für die Behandlung gegen Mücken. Dafür benötigen die entsprechenden Präparate eine Repellentwirkung. Das bedeutet, dass das behandelte Tier so unattraktiv für die Mücke, den Floh oder die Zecke wird, dass sie erst gar nicht zubeißen oder stechen wollen.
Aber auch eine Behandlung nach der Reise ist wichtig. Gerade in Bezug auf einen möglichen Befall mit Herz- und/oder Fadenwürmern. Hier sollte eine entsprechende Wurmkur in 30tägigen Abständen wiederholt werden, bis 30 Tage nach der Rückkehr aus dem Urlaub oder dem Endemiegebiet.
Des Weiteren gibt es auch Impfungen, die durchaus Sinn machen (können). Ein Beispiel dafür ist die Leptospirose.
Fragen Sie uns, wir beraten Sie gerne.
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Denken Sie daran, dass Ihr Hund außerdem einen gültigen EU-Heimtierausweis, einen Mikrochip und eine gültige Tollwutimpfung braucht, wenn Sie ihn mit über die Grenze nehmen. Beachten Sie außerdem die jeweiligen Länderbestimmungen. Teilweise müssen die Tiere noch mehr Auflagen erfüllen (Stichwort Tollwuttiter, Gesundheitsbescheinigung), vor allem, wenn bei Urlaubsende eine „Wiedereinreise“ in die EU erfolgt!
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Und nicht mit jeder Hunderasse kann man problemlos in jedes Land verreisen!
Weitere hilfreiche Informationen hierzu:
Aktuelle Empfehlung bezüglich eines effektiven Reiseschutzes findet sich eigentlich immer auf der Seite von ESCCAP (https://www.esccap.de/parasiten/reisetest/). Unter diesem Link kann man sein Reiseziel auswählen und erhält aktuelle Empfehlungen zur Prophylaxe. Wenn man möchte kann man sogar den kostenlosen Erinnerungsservice von ESCCAP nutzen. Einfach seine genauen Reisedaten angeben und eine E-Mail-Adresse angeben und man wird vor und nach Reiseantritt an den nötigen Parasitenschutz erinnert. So kann nichts vergessen werden!
(Was genau ist dieses ESCCAP: Das European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP) ist eine in Großbritannien eingetragene Vereinigung. Sie wurde im Jahr 2005 von acht europäischen Veterinärparasitologen gegründet. Inzwischen sind 12 europäische Länder bei ESCCAP vertreten. Die Mitglieder von ESCCAP rotieren laut Satzung regelmäßig, so dass alle sechs Jahre eine komplette Neubesetzung stattfindet. Ein externes Kuratorium aus Treuhändern (Trustees) überwacht die Arbeit von ESCCAP. Weitere Informationen unter www.esccap.org)