Wer kennt sie nicht, die kleinen verrotzten Katzen, die oft noch auf einigen Bauernhöfen anzutreffen sind. Nase und Augen sind hochgradig gerötet, entzündet und mit Krusten verklebt. Manchmal bekommen die Kleinen kaum noch Luft durch die Nase, weil sie so sehr mit Eiter verstopft ist. Die Augen sind meist auch sehr schlimm betroffen, die Hornhaut erscheint oft trüb, die Nickhaut ist weit vorgefallen, die Lider werden zugekniffen. Die Entzündung kann soweit fortschreiten, dass bleibende Schäden entstehen, oder die Kleinen ihr Augenlicht sogar komplett verlieren.

Wer ist dafür verantwortlich? Nun, bei dem Begriff Katzenschnupfen handelt es sich um einen Sammelbegriff für eine schwerwiegende, manchmal sogar lebensbedrohliche Infektion der Atemwege und der Schleimhäute im Kopfbereich. Genau genommen ist es ein Symptomenkomplex. Deshalb spricht man auch gerne vom Katzenschnupfenkomplex. Synonym werden auch die Begriffe infektiöse Katzenrhinitis, Katzenpneumonitis, cat flu und Rhinotacheitis infectiosa felis verwendet.

Es gibt nicht den einen Auslöser dafür. Verantwortlich sind verschieden Viren und Bakterien. Sie können allein (Monoinfektion) oder in verschiedenen Kombinationen (Mischinfektion) auftreten, aber auch alle gleichzeitig vorkommen.

Auslöser sind:

A: Viren:

  • Herpes-/Rhinotracheitisvirus (FHV)
  • Caliciviren (FCV)

B: Bakterien:

  • Chlamydien (C. felis)
  • Bordetellen (Bordetalla bronchiseptica)
  • Mykoplasmen (Mykoplasma felis)

Herpes- und Caliciviren sind die häufigsten Auslöser, gefolgt von den anderen möglichen Erregern.

Wie geschieht die Übertragung?

Je nach Erreger erfolgt die Übertragung direkt oder indirekt. Direkt heißt dabei immer von Tier zu Tier und indirekt bedeutet, dass eine Infektion auch über sogenannte Vektoren, also unbelebte Gegenstände wie Futter- und Wassernäpfe, Katzentoiletten, aber auch über Kleidung erfolgen kann. Und wer hätte das gedacht: Katzen können bis zu 1,3m weit niesen und so über sogenannte Aerosole die Erreger weiterverbreiten.

Nun der Reihe nach:

A: Viren

Bei einer Infektion mit dem Herpesvirus, einem der beiden Hauptakteure, kann man schon 24 Std nach der erfolgten direkten oder indirekten Übertragung den Erreger in den Sekreten des befallenen Tieres nachweisen. Die ersten Symptome treten dann nach circa zwei bis drei Tagen auf. Da sich der Virus bei höheren Temperaturen nicht mehr vermehren kann, befällt es fast ausschließlich die Schleimhäute im Kopfbereich. Diese sind aufgrund ihrer Nähe zur Außenwelt nicht so warm, wie die Schleimhäute im Körper. Das erklärt auch die Hauptsymptome, die bevorzugt an diesen Schleimhäuten zu sehen sind. Die Katzen zeigen starken Nasen- und Augenausfluß, häufig mit einer starken Entzündung der Bindehäute und Schäden an der Hornhaut der Augen. Die Zunge ist ebenfalls häufig betroffen. Auf ihr entstehen schmerzhafte Ulcera. Das Gewebe der Nasenmuscheln kann ebenfalls absterben und in deren Folge eine chronische Rhinitis bestehen bleiben. Zu den Allgemeinsymptomen, die zusätzlich zu den lokalen Schäden an den Schleimhäuten auftreten zählen: Fieber, Appetitlosigkeit und bei trächtigen Tieren auch Fehlgeburten.

Der Erreger bleibt lebenslang in der Katze und 50% der infizierten Tiere werden zu sogenannten Ausscheidern. Von ihnen geht lebenslang eine Gefahr für andere Tiere aus.

Der zweitwichtigste Akteur ist das Calicivirus. Das Calicivirus wird ausschließlich direkt übertragen, also von Tier zu Tier. Auch dieser Virus vermehrt sich zunächst in den Schleimhäuten im Kopfbereich. Erst in einer zweiten Phase verbreitet sich das Virus über das Blut (Virämie) im gesamten Körper. Besonders gerne befällt es dann die Zunge und die Lunge. Auch hier sind die Hauptsymptome Fieber, Rhinitis (Nasenentzündung), Konjunktivitis (Bindehautentzündung) und Nasenausfluß. Beim Befall der Lunge kann es zu einer Sekundärinfektion kommen, also eine Infektion mit noch weiteren Erregern. Meistens setzen sich auf die bestehende Infektion mit Viren dann noch Bakterien oben drauf, die die ganze Sache dann verschlimmern. Die Sterblichkeitsrate liegt bei einer Infektion mit Caliciviren höher, wie bei einer ausschließlichen Infektion mit Herpesviren. Auch Caliciviren können zu Fehlgeburten führen. Zusätzlich können, zwar insgesamt eher selten, auch Lahmheiten auftreten.

Kommen wir nun zu B, den Bakterien:

Eine Infektion mit Chlamydia felis führt hauptsächlich zu einer eher follikulären Bindehautentzündung, die auch eitrig werden kann. Tritt eine alleinige Infektion mit Chlamydien auf, so bleibt das Allgemeinbefinden häufig ungestört. Bei Mischinfektionen kommen die Symptome der anderen Erreger dazu.

Zoonose: sind Chlamydien beteiligt, so geht von Ihnen auch ein gewisses Risiko für eine Infektion beim Menschen aus.

Eine feline Bordetellen-Infektion kann Erkrankungen der oberen Atemwege auslösen, die seltener auch zu einer Lungeninfektion führen können. Es treten Schwäche, Fressunlust, Husten, Schnupfen, Nasen- und Augenausfluß sowie geschwollene Unterkieferlymphknoten auf.

Mykoplasmen rufen nur selten eine Infektion der oberen Atemwege hervor, führen aber häufiger zu einer Entzündung der Bindehäute und der Nasenschleimhäute.

Spätschäden wie Veränderungen an den Augen (zum Beispiel eine vordere Synechie) bis hin zur vollständigen Erblindung, sowie chronische Rhinitiden sind häufig. Oft bleibt auch der Tränen-Nasen-Kanal dauerhaft verlegt/vernarbt. Vereinzelt sterben Katzen am Katenschnupfenkomplex.

Die Sterblichkeitsrate schießt exponentiell nach oben, wenn zum Katzenschnupfen auch noch Katzenseuche kommt. Aber dazu mehr in einem weiteren Blog.

Wie kann man eine Katze behandeln, die befallen ist?

Die Therapie der Virusinfektion ist symptomatisch. Da Viren aber oft „Wegbereiter“ für eine sekundäre bakterielle Infektion sind, versucht man auch schon gleich diese zu minimieren. Zur rein symptomatischen Therapie kommen deshalb auch meistens spezielle Antibiotika dazu. Auch der Einsatz von Interferonen kann helfen. Lysin, eine Aminosäure, wurde lange bei Herpesinfektionen eingesetzt. Ob es wirklich hilft wird mittlerweile kontrovers diskutiert. Schaden tut sie aber definitiv nicht.

Was kann ich tun, um meine Katze zu schützen?

Das effektivste ist die prophylaktische Schutzimpfung! Dazu gibt es auch eine Leitlinie der ständigen Impfkommission Vet. Da die Übertragung direkt und auch indirekt erfolgen kann, sollten auch reine Wohnungskatzen geimpft sein. Das spiegelt die Einstufung als sogenannte Core-Vakzine wieder.

Bei „Neuzugängen“ empfiehlt es sich außerdem eine Quarantänezeit einzuhalten.

Core-Vakzine: Pflichtimpfung. Jedes Tier sollte gegen diese Erreger zu jeder Zeit geschützt sein.

Non-Core-Vakzine: Wahlimpfung. Bei non Core Vakzine sollten nur manche Tiere geschützt werden, abhängig davon, wo sie leben, ob sie mit vielen anderen Tieren Kontakt haben und wie alt und/oder anfällig sie für diese Erkrankung sind.

Impfberatung LMU München
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