Ob professioneller Sporthund, oder einfach nur Familienhund, für beide gilt: will man seinen Vierbeiner möglichst fit ins hohe Alter bringen, sollte man auf die richtige Bewegung achten. Dabei ist die Dauer, aber auch die Art der Belastung wichtig. Vor manchen Bewegungen sollte ein gezieltes Aufwärmen im Vorfeld erfolgen. Denn Prophylaxe ist sehr wichtig, so schützen Sie ihren Vierbeiner vor Verletzungen, wie zum Beispiel Bänderzerrungen, Kreuzbandrisse oder auch – als „Spätfolge“ von Fehlbelastungen – einer schmerzhaften Arthrose. Ohne richtiges Aufwärmen können auch beim Hund sogenannte Sportverletzungen entstehen. Das gilt es zu verhindern. Und „Sportverletzung“ soll nicht heißen, dass es den netten Familien-/Freizeithund nicht treffen kann. Gerade die sind eher davon betroffen, da sich Herrchen oder Frauchen gar nicht bewusst sind, dass sie vielleicht einen Fehler beim Spielen mit ihrem Vierbeiner machen. Niemand würde absichtlich seinem Vierbeiner Schaden zufügen. Vielleicht ist die Zeit gerade nur zu kurz und der Hund muss trotzdem ausgelastet werden, oder es handelt sich eh um einen Balljunkie, der einem einfach keine Ruhe lässt, bis man den Ball geworfen hat. Es gibt viele Gründe, warum man seinem Hund zum Beispiel sein Spielzeug wirft und er es mit viel Freude zurückbringt, um dann wieder und wieder seinem „fliegenden“ Spielzeug nachzujagen. Macht ja auch Spaß!

Aber was soll daran verkehrt sein?

Vieles und nichts… Es ist die Art des Spielens, der Bewegungsablauf, der dabei stattfindet. Welcher Bewegungsablauf? Nun, im Beispiel mit dem Ball ist es das schnelle Lossprinten, dann heftiges Abbremsen, das Spielzeug aufnehmen, wenden und zurück zum Herrchen. In Kurzform: Stopp and Go Spiele. Aber auch andere Sportarten können ohne Aufwärmtraining problematisch sein. Rettungshundearbeit, Schutzdienst, Dummytraining, Agility, Flyball, die Liste ließe sich unendlich erweitern.

Es kommt auf die Dauer dieser Spiele/Belastungen an und ganz wichtig, ob der Hund vorher vernünftig aufgewärmt wurde. Aufwärmen??? Was soll nun dieser Quatsch? Gegenfrage: Wer würde vom Kanapee aufstehen, sich Sportschuhe anziehen und dann sofort mit schnellen abrupten Bewegungen loslegen, um mal wieder etwas für seine „Gesundheit“ zu tun? Niemand hoffe ich! In jeder Sportart im Humanbereich wird sich erstmal vernünftig aufgewärmt. Profisportler würden nie auf das Aufwärmen verzichten! Warum machen die das so? Nun, die Muskulatur, das Herz-Kreislaufsystem und auch die Gelenke inklusive ihres Bandapparates brauchen Zeit sich auf eine vermehrte Belastung vorzubereiten. Das Verletzungsrisiko und auch der Gelenksverschleiß werden dadurch minimiert. Warum das so ist, erklären wir im Folgenden:

Was geschieht im Körper beim Aufwärmen?

  • Die Herzfrequenz steigt
  • Der Blutdruck steigt
  • Die Atemfrequenz steigt ebenfalls an
  • Das führt dazu, dass die Muskulatur besser mit Nährstoffen und Sauerstoff über das Blut versorgt werden kann.
  • Die Körpertemperatur steigt an
  • Durch die höhere Temperatur werden Bänder und Sehnen dehnfähiger und die Verletzungsgefahr deutlich reduziert.
  • Gelenksschmiere (synoviale Flüssigkeit) wird vermehrt gebildet.
  • der Knorpel auf der Gelenksfläche wird besser versorgt, wird sogar messbar dicker, weil er sich quasi vollsaugt. So kann er seine Pufferfunktion besser ausüben, und Druck- und Scherkräfte, die auf das Gelenk einwirken, besser absorbieren. Es ist also elastischer und belastungsresistenter.
  • Die Muskulatur wird „tonisiert“ das bedeutet der Spannungszustand wird erhöht
  • Die Kontraktionszeit des Muskels verkürzt sich, er arbeitet dann „schneller“, wodurch Koordination und Leistungsfähigkeit zunehmen.
  • Adrenalin wird ausgeschüttet
  • Konzentrations- und die Reaktionsfähigkeit sowie die Wahrnehmungsfähigkeit verbessern sich.

 

Und wie sollte nun so ein Aufwärmtraining stattfinden?

Abhängig vom Alter des Hundes, dem Trainingszustand und dem Wetter, sollte für ein ordentliches Aufwärmen des Hundes 7-10 Minuten kalkuliert werden.

Begonnen wird mit lockerem Gehen, nach ein paar Minuten wird übergegangen zu einem leichten Trab. Zunächst eher auf gerader Linie, dann auch in größeren und später auch in kleineren Wendungen. Wer kann, sollte zusammen mit seinem Hund auch kleinere Sprints einlegen 😊. Danach kann man auch gerne noch Übungen zum Dehnen und für die Koordination anfügen. Beispiele für Dehnübungen sind Slalom durch die Beine, Achterlauf mit schnelleren Richtungswechseln oder der sogenannte „Diener“, bei dem sich der Hund streckt. Die Übungen sollten immer vom Hund selbst ausgeführt werden, sonst könnten sie auch mal eher schaden als nützen. Koordinationsübungen sind beispielsweise das Rückwärtsrichten, für Vollprofis Slalom rückwärts oder unter den Beinen durchrobben.

Erst danach sollten Bewegungen mit höheren Belastungen ausgeführt werden, also Ball spielen, Springen über Hindernisse, oder schnelle Sprints in Kombination mit schnellen Richtungswechseln.

Muss der Hund längere Zeit warten, bevor er dran kommt sollte nach ca. 20 Minuten erneut mit dem Aufwärmen begonnen werden. Dazwischen kann man versuchen den Hund locker in Bewegung halten. Auch der Einsatz von Capes und Mäntelchen zum Warmhalten der Muskulatur macht durchaus Sinn.

Viel Spaß beim Üben mit dem eigenen Hund!

Und in der nächsten Folge dann: Cool down!