- Ist eine Bezeichnung für eine Erkrankung des Stütz- und Haltegewebes (Zahnhalteapparat) des Zahnes. Der Zahnhalteapparat umfasst das Zahnfleisch, das den Zahn umschließenden Knochengewebe, den Zahnzement und die Wurzelhaut.
- Sie entwickeln sich häufig unbemerkt vom Besitzer
- Sie ist eine der häufigsten Erkrankungen der Maulhöhle beim Hund
- Fast jeder Hund ist im Laufe seines Lebens mehr oder weniger davon betroffen
- Sie kann bis zum Zahnausfall, oder spontan auftretenden Frakturen des Kiefers aber auch zu schwerwiegenden systemischen Erkrankungen führen.
Die Diagnose beruht auf einer gründlichen Untersuchung der Maulhöhle. Diese kann man bis zu einem gewissen Grad im Wachzustand vornehmen. Das vollständige Ausmaß lässt sich aber nur am narkotisierten Tier feststellen. Dabei werden das Ausmaß des Zahnbelags (Plaque) bzw. des Zahnsteins, der Zahnfleischentzündung und der Zahnfleischrückbildung sowie der Zahnlockerung erfasst. Des Weiteren werden mit Hilfe der Dentalsonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen und der Zustand der Furkation aufgenommen. Im Anschluss daran schließt sich röntgenologische Untersuchung an. Sie ist ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der Diagnose von paradontalen Erkrankungen. Die klinische Untersuchung und die röntgenologische Untersuchung ergänzen sich gegenseitig und für die endgültige Diagnose sind beide Untersuchungen erforderlich.
Im Röntgenbild kann man einen Verlust der (Alveolar-) Knochenmasse sehen. Diese kann parallel zur Kaufläche, also ein horizontaler Knochenverlust sein, aber sich auch schräg, entlang der Zahnwurzel (eher vertikaler Knochenverlust) ausbilden. Der horizontale Knochenverlust betrifft dabei meistens mehrere benachbarte Zähne, während sich der vertikale Knochenverlust auch nur an einer Wurzel zeigen kann.
Gerade bei kleinen Rassen (Yorki, Chihuahua, Pinscher & Co) kann der Knochenschwund so schlimm sein, dass der Kiefer extrem geschwächt wird und eine spontane Fraktur des Unterkiefers entstehen kann. Diese eher kleinen Hunderassen haben häufig sehr große Zähne im Vergleich zur eigentlichen Maulgröße. Bei Ihnen reichen die Wurzeln, gerade der großen Zähne (Reißzahn) oft weit über den Unterkieferkanal hinaus. So bleibt am unteren Ende der Wurzel oft nur ein ganz schmaler Knochensaum. Tritt jetzt noch zusätzlich einen Paradontalerkrankung und/oder einem Entzündungsprozess an der Wurzelspitze auf, so ist die Fraktur des Unterkiefers jederzeit möglich.
Was kann man nun tun? Wie sieht die Therapie aus?
Am besten wäre es natürlich, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen! Hier ist das Engagement des Besitzers gefragt. Es muss eine dauerhafte, im Idealfall tägliche Entfernung des Zahnbelags erfolgen. Also täglich Zähne putzen! Das Training kann schon beim ganz jungen Hund, sogar noch vor dem Zahnwechsel beginnen. Welpen nehmen eh alles ins Maul und kauen darauf rum. Das kann man spielerisch ausbauen, bis es zum liebgewonnenen Ritual wird und sich der Hund ohne Probleme die Zähne mechanisch reinigen lässt. Hierzu gibt es etliche Produkte auf dem Markt. Spezielle Kauknochen, Dentalfutter und Spielzeuge können das ganze ergänzen, ersetzen aber niemals die täglich mechanische Reinigung mit der Bürste. Diese Produkte lassen sich am ehesten mit einem Zahnpflegekaugummi in der Humanmedizin vergleichen. Dieser ersetzt auch nicht das Zähneputzen.
Trotzdem bedarf es wahrscheinlich ab und zu einer professionellen Zahnreinigung. Auch wir gehen ein bis zweimal im Jahr routinemäßig zum Zahnarzt, obwohl wir uns mindestens zweimal am Tag die Zähne putzen. Die Zahnreinigung dient in erster Linie der Entfernung von Plaque (Zahnbelag) und Zahnstein, auch aus den Zahnfleischtaschen mit anschließender Politur und ggf. Wurzelglättung. Ziel ist das Fortschreiten einer eventuell schon bestehenden Paradontalerkrankung aufzuhalten und somit der Erhalt der Zähne insgesamt. Das geht aber nur, wenn der Besitzer mit im Boot sitzt! Die tägliche Reinigung ist auch nach der professionellen Zahnreinigung unerlässlich. Den schon 12 Stunden nach der Reinigung bildet sich wieder Zahnbelag, der nach 48 Stunden mineralisiert. Es muss also innerhalb der 48 Stunden nach der Reinigung schon wieder das routinemäßige Putzen der Zähne einsetzten.
Die gründliche Zahnreinigung muss stets am narkotisierten Tier stattfinden und zwar aus folgenden Gründen:
- Die entstehenden Aerosole bei der Zahnreinigung sind stark mit vielen verschiedenen Keimen belastet. Diese sollten nicht durch das Tier angeatmet werden. Als Folge können dadurch schwere Lungenentzündungen entstehen. Desweitern wird zur Kühlung während der Reinigung mit relativ viel Wasser gearbeitet. So wird der Zahn vor Überhitzung geschützt. Aber auch dieses Wasser darf unter keinen Umständen in die Lunge gelangen. Auch deshalb muss eine Intubation erfolgen. Das Wasser würde dort ebenfalls zu einer Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) führen.
- Das Scaling (instrumentelle Zahnreinigung) sollte immer den sichtbaren Zahn (supragingival) aber auch den nicht sichtbaren Bereich unter der Oberfläche des Zahnfleiches umfassen (subgingival). Dafür muss mit dem entsprechenden Instrument in die Zahnfleischtasche, also unter den Rand des Zahnfleisches eingegangen werden, um auch diesen zu säubern. Hier hört dann die Kooperation unseres Vierbeinigen Patienten in der Regel auf.