Umfangsvermehrungen am Lidrand von Hunden und auch Katzen sollten immer frühzeitig untersucht werden. Zwar sind es oft gutartige Tumore oder einfache Warzen aber auch die können zu einem Problem werden, wenn sie zu groß werden. Zum einen stören sie das Tier allein durch ihre Größe, zum anderen können sie aber auch das Lid in seiner Funktion behindern. So kann der Lidschluss eventuell nicht mehr möglich sein. Auch können Umfangsvermehrungen am Lidrand zu einem vermehrten Tränenfluss führen, weil sie einen „Fremdkörperreiz“ setzen. Sie scheuern sozusagen bei jedem Lidschluss über die Hornhaut. Die Folge sind Juckreiz und Rötungen der Bindehaut des betroffenen Auges. In Folge des Juckreizes kann es sogar zu sekundären Verletzungen an der Hornhaut selbst kommen, weil sich das Tier vermehrt am Auge kratzt. Oft fängt so ein Auge auch an eitriges Sekret zu produzieren.

Eine chirurgische Entfernung ist, wenn man frühzeitig eingreift, durch einen kleinen Eingriff möglich. Wartet man zu lange, werden wesentlich aufwendigere Operationstechniken benötigt, die nicht immer ganz einfach in der Durchführung sind. Wichtig ist, dass man am Ende der Operation ein funktionales und kosmetisch ansprechendes Ergebnis erzielt!

Was wird gemacht?

In der Regel wird eine sogenannte Keilexzision durchgeführt. Die entfernte Umfangsvermehrung wird anschließend zur pathohistologischen Untersuchung gegeben. So kann festgestellt werden um welche Art von Tumor (gutartig/bösartig) es sich gehandelt hat und ob ggf. noch weiterführende Behandlungen nötig sind.

Bei der anschließenden Naht kommen spezielle Nahttechniken zur Anwendung. Wichtig ist ein möglichst passgenauer Verschluss der Wunde am Lidrand. Hier sollte sich keine Stufe bilden, um ein funktional und kosmetisch einwandfreies Ergebnis zu erreichen.

Nach der Operation sollte bis zum Abschluss der Wundheilung ein Halskragen getragen werden. Am Auge selbst reicht zumeist das Einbringen einer Augensalbe.

Was kommt vor?

Am häufigsten sind zum Glück gutartige Adenome der Meibomschen Drüsenausgänge. Das sind kleine Talgdrüsen die unterhalb des Lidrandes in den Bindehäuten sitzen. Sie produzieren ein fettiges Sekret, das im Tränenfilm enthalten ist. Entartet die Drüse sieht man zunächst warzenartige, oft nur stecknadelkopfgroße Zubildungen am oberen oder unteren Lidrand.

Junge Hunde können auch sogenannte Papillome entwickeln, das sind gutartige, blumenkohlartige Wucherungen, die an mehreren Stellen auftreten können. Bei jungen Hunden können sich diese Warzen auch in den ersten Lebensmonaten spontan zurückbilden.

Melanome kommen ebenfalls vor. Auch Melanome sind häufig gutartig.

Unter den bösartigen Tumoren am Lidrand sind  Mastzelltumore und Plattenepithelkarzinome vertreten.

Bösartige Tumore müssen mit einem wesentlich größeren Sicherheitsabstand entfernt werden. Teilweise braucht man dazu eine Lidrekonstruktionsplastik. Das ist nicht überall und durch jeden Tierarzt machbar, denn man kann nämlich nicht mit einfachen Verschiebeplastiken arbeiten, wie am restlichen Körper. Am Lidrand wird immer ein Übergang von behaarter Haut zu Bindehaut benötigt und der steht nicht unbegrenzt zur Verfügung.

Je nach Befund und Größe ist nach der Entfernung zusätzlich noch eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie nötig.

Wichtig ist aber immer seinen „Gegner“ zu kennen um die optimale Behandlung durchführen zu können. Deshalb ist eine Untersuchung des entnommenen Gewebes IMMER sinnvoll!