Mit einer einfachen Zahl lässt sich das leider nicht beantworten. Aber auf jeden Fall BEVOR es zu irreversiblen Veränderungen am Zahnhalteapparat kommt. Woran kann man das aber erkennen? Tja, da kommen wir wieder zu einem unserer Lieblingsthemen: Putzt ihr euren Hunden und Katzen schon regelmäßig die Zähne und kontrolliert die Maulhöhle? Nein? Dann solltet ihr unbedingt damit beginnen. Je besser die tägliche Kontrolle und Reinigung der Zähne ist, um so besser kann man auch den optimalen Zeitpunkt für eine Zahnreinigung festlegen. Warum? Weil sich dann die Tiere auch von uns die Maulhöhle anschauen lassen und weil auch ihr frühzeitig kleine Entzündungsanzeichen in der Maulhöhle erkennen könnt. Eine reine Entzündung des Zahnfleischs (Gingivitis) ist nämlich durchaus reversibel, wenn man die entzündungsfördernden Faktoren (Plaque und Zahnstein) entfernt. Greift die Entzündung aber auf den Zahnhalteapparat über (Paradontitis), so ist dieser Prozess irreversibel! Diese Zähne sind zumeist nicht zu retten!
Nun ist eine fachgerechte Zahnreinigung beim Tier nur in Vollnarkose möglich. Natürlich birgt eine Vollnarkose auch Risiken. Hier ist die Durchführung eines optimalen Narkosemanagements inklusive der aufwändigen Überwachung (Leitlinien Anästhesie bei Hund und Katze) entscheidend. Wird diese gut gemacht, sinkt das Risiko von Narkosezwischenfällen drastisch, auch wenn es nie Null erreichen wird. Trotzdem sollte der potentielle Nutzen einer Behandlung für das Tier immer größer sein als das potentielle Risiko!
Hier liegt aber auch das oft unterschätzte Risiko von Erkrankungen der Zähne. Das Problem: 70-80% der Hunde und Katzen haben behandlungswürdige und durchaus schmerzhafte Zahnerkrankungen. Leider zeigen unsere Tiere diese Schmerzen oft nicht so dramatisch. Vielen Besitzern fällt leider erst nach der Behandlung auf, wie ihr Tier plötzlich wieder aufblüht, spielt und viel lustiger drauf ist. Grade chronische Schmerzen werden oft vom Tier kaschiert.
Bewährt hat sich folgende Regel:
„Sobald ein komplettes Band Zahnstein den Zahnfleischrand der meisten Zähne bedeckt, sollte eine professionelle Zahnreinigung erfolgen“
Aber wie verhindert man nun, dass eine irreversible Zahnerkrankung entsteht?
Bewährt hat sich folgende Regel:
„Sobald ein komplettes Band Zahnstein den Zahnfleischrand der meisten Zähne bedeckt, sollte eine professionelle Zahnreinigung erfolgen“
Was gehört zu einer PZR?
Nachdem der Patient in Narkose gelegt und intubiert wurde, wird der Rachenraum zusätzlich noch gut austamponiert. Das verhindert, dass später Flüssigkeiten, Blut oder Speichel in die Luftröhre bzw. bis in die Lunge gelangen können. Als nächstes wird die Maulhöhle desinfiziert, um die Keimbelastung insgesamt zu senken. Bei der PZR entstehen Aerosole, die weder vom Tier noch von den anwesenden Menschen eingeatmet werden sollten. Auch deshalb ist die Intubation des Tieres zwingend erforderlich, sowie das Tragen von Schutzmasken und Schutzbrillen für alle anwesenden Personen.
Danach folgen:
- Das Scalling, dabei können viele Fehler gemacht werden, die den Zahn nachhaltig schädigen. Das Scallen sollte deshalb nur von speziell geschultem Fachpersonal durchgeführt werden.
- Handkürretage: der ein oder andere kennt es wahrscheinlich schon von sich selbst. Dabei handelt es sich um eine tiefe Taschenreinigung (bis ca. 6mm Taschentiefe möglich). In den Zahntaschen selbst darf nämlich kein „normaler“ Scaller verwendet werden. Es gibt theoretisch speziell dafür konzipierte Scaller. In der Regel erfolgt die Taschenreinigung aber von Hand unter Verwendung sogenannter Küretten. Auch hier kann die unsachgemäße Anwendung mehr Schaden anrichten, als sie Nutzen bringt. Sind die Taschen tiefer wie 6mm muss eine sogenannte offene Kürretage durchgeführt werden, oder der Zahn wird extrahiert. Eine offene Kürettage ist nur sinnvoll, wenn die betroffenen Zähne danach perfekt gepflegt werden können. Das ist leider bei vielen Besitzern nicht der Fall, weshalb in solchen Fällen zumeist eine Extraktion der betroffenen Zähne durchgeführt werden muss.
- Politur: Die Politur ist der übliche Abschluss einer Zahnreinigung, aber auch hier hat sich gezeigt, dass eine übermäßige Politur schaden kann. Deshalb geht man nun zu einer selektiven Politur über. Hier wird nicht mehr pauschal alles poliert, sondern nur das nötigste.
Zum Abschluss wird die Maulhöhle von allen groben Verunreinigungen gesäubert und erneut desinfiziert.
Um die Intervalle zwischen den einzelnen Narkosen möglichst weit ausdehnen zu können ist nun wiederum der Besitzer gefragt. Im Anschluss an die PZR sollte regelmäßig, am besten täglich, wieder Zähne geputzt werden!
Stadien der Paradontalerkrankungen
INDEX | Klinische und röntgenologische Beurteilung des Alveolarknochenabbaus | Reversibel/Irreversibel |
---|---|---|
0 | Ohne besonderen Befund, kein Entzündungsanzeichen (Gingivitis/Paradontitis) | |
1 | Reine Zahnfleischentzündung (Gingivits) ohne Beteiligung des Alveolarknochens | reversibel |
2 | Bis zu 25% Knochenverlust +/- Furkationsbeteiligung | Irreversibel |
3 | Zwischen 25 und 50% Knochenverlust +/- Furkationsbeteiligung | Irreversibel |
4 | >50% Knochenverlust und durchgängige Furkation | Irreversibel |
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