Es kann sowohl bei Katzen als auch bei Hunden auftreten. Hunde sind allerdings weitaus häufiger davon betroffen.

Was ist das?

Per Definition handelt es sich dabei um eine Ansammlung von (serosanguinöser) Flüssigkeit in der Ohrmuschel.

 

Wie kommt es dazu? Ursachenforschung:

Die Ohrmuschel ist relativ einfach aufgebaut. Innen und außen jeweils mit einer Schicht Haut, dazwischen liegt der Ohrmuschelknorpel. Der Knorpel ist eng mit der Haut verbunden. Auf der äußeren Seite des Ohres befinden sich je nach Rasse mehr oder weniger lange Haare, während die Innenseite zumeist weniger behaart ist und die Haare deutlich kürzer sind. Die Muskeln, die das Ohr bewegen setzen ringsherum an der Ohrmuschel an. Die Gefäße durchdringen den Ohrknorpel und versorgen so die Innen- und die Außenseite.

Die Ursache für die Entstehung eines Othämatoms ist nicht immer ganz eindeutig und manchmal auch nicht in Gänze zu klären. Wichtig ist aber immer dem ganzen auf den Grund zu gehen, denn das Othämatom ist zumeist nur die Folge einer anderen Erkrankung. Kann man diese Grundursache nicht finden und abstellen kann es jederzeit zu einem Rezidiv des Othämatoms kommen. Häufig führt ein Trauma in Form von Schütteln, Kratzen oder vermehrtem Reiben zu einer Verletzung eines Gefäßes in der Ohrmuschel. In der Folge entsteht eine Einblutung in das Ohrläppchen und somit das Othämatom. Das Blut findet man dann in dem Raum zwischen der auf der Innenseite liegenden Hautschicht und dem darunterliegenden Knorpel. Diese normalerweise sehr enge Verbindung löst sich und es entsteht eine „Blutblase“. Das Ganze ist wiederum schmerzhaft und das betroffene Tier fängt noch mehr an zu schütteln und zu kratzen. Ein Teufelskreis entsteht.

Die Grundursache kann sehr vielfältiger Natur sein. Häufig besteht sie auch schon länger und wurde nur nicht ernst genug genommen. Wichtig ist aber auch diese zu finden und abzustellen und nicht nur das Othämatom an sich zu behandeln.

Ursachen können sein:

  • Eine Entzündung des Ohres (nur außen = Otitis externa, oder auch in tiefer liegenden Abschnitten= Otitis media)
  • Fremdkörper im Gehörgang
  • Andere Entzündung oder Zubildungen (Tumore) im Gehörgang oder am Ohr
  • Ektoparasiten (Ohr- oder Räudemilben)
  • Allergische Erkrankungen (atopische Dermatitis, Futtermittel-/ seltener auch Flohbissallergie)
  • Innere Erkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion, Hyperadrenokortizismus)
  • (auto-)immune Geschehen

 

Aufgrund der Vielfalt der Möglichkeiten ist auch die Abklärung mit ein paar Untersuchungen verbunden. Dazu gehört ein ordentlicher Vorbericht, eine genaue Untersuchung beider Ohren mit einer entsprechenden Entnahme von Proben und auch eine Blutuntersuchung, ggf. vervollständigt durch eine Urinuntersuchung. Auch die restliche Haut sollte im Rahmen einer dermatologischen Untersuchung mit einbezogen werden.

 

Behandlung:

Die Behandlung sollte möglichst auf die Grundursache ausgerichtet sein und diese sofern möglich abstellen. Das Othämatom kann konservativ oder chirurgisch angegangen werden. Welche Methode gewählt wird muss individuell entschieden werden, wobei die chirurgische Versorgung oft schneller und nachhaltiger zum Erfolg führt. Wird das Othämatom nicht adäquat versorgt kann ein sogenanntes Blumenkohlohr (caudiflower ear) entstehen. Dabei kann es durch die veränderte Blutversorgung und Fibrosierung zu Vernarbungen und Gewebeumbildungen kommen. Aber fairerweise muss gesagt werden, dass es auch zu Rezidiven oder Deformationen der Ohrmuschel nach einer chirurgischen Versorgung kommen kann.

 

Prinzipiell kann das Othämatom durch eine Inzision eröffnet werden. Dann wird die vorhandene Flüssigkeitsansammlung und diverse Blutkoagel entfernt, die Wundhöhle gespült. Der bestehende Hohlraum wird mittels lockerer, multipler Einzelhefte an verschiedenen Stellen über der gesamten Ausdehnung des Othämatoms wieder verschlossen. Dabei wird die abgelöste Haut wieder an dem darunterliegenden Knorpel adaptiert. Die Inzisionsstelle wird dabei nicht verschlossen, damit noch anfallende Flüssigkeit ablaufen kann. Die Eröffnung des Othämatoms kann dabei durch einen S-förmigen Schnitt oder viele kleine Biopsien erfolgen.

Zusätzlich gibt es verschieden Drainagesysteme mit oder ohne Anlegen eines Vakuums. Auch eine Punktion mit Aspiration der Flüssigkeit kann in Betracht gezogen werden. Des Weiteren gibt es Behandlungsmethoden mit einem CO2 (Kohlendioxidlaser) Laser, mit dem Einbringen von Gewebeklebern (umstritten) und dem Aufnähen von verschiedenen Spezialkissen.

Konservativ können wiederholte Punktionen mit oder ohne zusätzlicher Cortisontherapie oder die Anwendung von medizinischen Blutegeln versucht werden.

 

Das Tragen eines Halskragens und /oder eines Kopfverbandes ist – egal bei welcher Behandlungsmethode – unerlässlich!

 

Prognose:

Bei einer fachgerechten und zeitnahen Versorgung des Othämatoms sowie der Feststellung der Grunderkrankung und deren Therapie ist die Prognose günstig. Das Othämatom sollte nach 2-3 Wochen verheilt sein. Dennoch sind Komplikationen und Rezidive auch bei fachgerechter Versorgung nicht ausgeschlossen. Das Othämatom kann leider aber auch zu einer frustrierenden Angelegenheit für Besitzer und Tierarzt werden, sollte die Grunderkrankung nicht identifiziert und abgestellt werden können.