Wir können auch klein 😉
Auch kleine Patienten haben das Recht auf eine entsprechende Narkose inklusive Narkoseüberwachung.
Viel Mathe muss man als Tierarzt nicht mehr können, aber den Dreisatz sollte man doch beherrschen. Dosierungen sind eigentlich immer in Menge Wirkstoff pro Kilogramm Körpergewicht angegeben. Wenn man nun, wie hier einen Patienten mit 58g Körpergewicht hat, der eine Narkosemenge von 0,15mg/kg bekommen soll und sich im Medikament 1mg Wirkstoff pro Milliliter befinden, sollte man das schon sicher berechnen können. Ein Kommafehler kann verheerende Auswirkungen haben…
Bei den ganz kleinen Tieren muss man häufig auch noch eine Verdünnung vornehmen, um überhaupt eine Menge X hinzubekommen, die man injizieren kann. Denn ab der vierten Nachkommastelle geht es einfach schon technisch nicht mehr. Eine Menge von zum Beispiel 0,0015ml kann man in keiner handelsüblichen Spritze aufziehen…
Teilweise nimmt man dann eine Verdünnung von 1:10 vor.
(Bleibt die Überlegung, ob es dann schon fast Homöopathie ist. Bei einer Verdünnung von 1:10 entspricht das doch in der Homöopathie einer Potenz von D1 (kleiner Spaß am Rande)).
Prinzipiell kann man zwischen verschiedenen Narkoseverfahren wählen. Eine Möglichkeit ist eine Inhalationsnarkose, bei der über den Sauerstoff auch das Narkosegas verabreicht wird. Die zweite Möglichkeit ist eine Injektionsnarkose mit anschließender Sauerstoffgabe. Wir haben uns für das zweite Verfahren entschieden, da eine Narkose nur über Gas oft zu keiner ausreichenden Schmerzausschaltung (Analgesie) führt und das Narkosegas auch reizend wirken kann.
Wichtig ist im Anschluss der Operation auch die sogenannte Aufwachphase zu überwachen. Denn die meisten Narkosezwischenfälle passieren nicht während der Einleitung der Narkose oder der Operation selbst, sondern gerade in der Aufwachphase, wenn man sich eigentlich schon sicher fühlt. Das Tier hebt unter Umständen sogar schon den Kopf und plötzlich geht es ganz schnell und der Patient verstirbt, wenn man nicht schnell genug handelt. Deshalb überwachen wir auch immer die Aufwachphase. Dadurch können wir das Risiko natürlich auch nicht auf Null senken, aber deutlich reduzieren.