Zunächst ein wenig Anatomie und Physiologie:

Einen Bauchnabel (lat.: Umbilicus, Griechisch Omphalos) besitzen alle Säugetiere. Aus dieser Stelle tritt während der Zeit im Mutterleib die Nabelschnur aus dem Embryo/Welpen heraus. Über die Nabelschnur wird der Welpe während seiner Entwicklung im Mutterleib mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt und die entstehenden Abfallstoffe werden entsorgt. Der Nabel tritt mittig aus der Bauchwand des Welpen heraus. Hier hat die Natur extra ein kleines „Loch“ in der Bauchdecke gelassen durch das die nötigen Versorgungsleitungen laufen können. Der Nabel enthält nämlich gleich mehrere wichtige Strukturen, um seiner Aufgabe gerecht werden zu können. Zum einen die Gefäßversorgung (Nabelvene und -arterie), sowie den Urachus. Vergleichbar ist das Ganze mit den Leitungen für Frischwasser, Abwasser, Strom etc. bei einem Haus.

Der Urachus ist eine tubenartige Struktur, die eine Verbindung von der Harnblase des Welpen zur Nabelschnur bildet. Über ihn erfolgt der Abtransport des fetalen Urins.

Die Nabelvene zieht innerhalb des Welpen vom Nabel Richtung Leber, während die Nabelarterien in Richtung Harnblase ziehen, an dieser jedoch vorbei in Richtung Becken/Lendenwirbelsäule um hier in abzweigende Gefäße der Aorta (Hauptschlagader) zu münden.

Wir halten also fest: Vom Nabel ausgehend gibt es drei wichtige Strukturen. Eine zieht vom Nabel aus nach vorne Richtung Leber und die anderen nach hinten Richtung Harnblase /Becken.

Nabel Schema Hund

Was passiert um die Geburt herum?

Nach der Geburt wird der Nabel nicht mehr benötigt. Er kann während der Geburt abreißen, oder er wird vom Muttertier abgebissen. Fleischfresser beißen in der Regel die Nabelschnur durch.

Wenn alles nach Plan läuft, dann ziehen sich die Gefäße und der Urachus in der sie umgebenen Hauthülle zurück, verschließen sich und werden zu bandartigen Strängen. Wenn es nicht ganz glatt läuft, das Muttertier zum Beispiel viel zu kurz abbeißt oder die Umgebung nicht sauber ist, dann kann es zu Komplikationen kommen.

Was gibt es für Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Nabel?

Die oben beschrieben Strukturen stellen eine zunächst mal wichtige Verbindung vom Welpen zur „Außenwelt“ dar. Sie müssen sich aber nach der Geburt komplikationslos verschließen den sie werden nach der Geburt nicht mehr benötigt. Treten hier Probleme auf, kann es unter anderem zu aufsteigenden Infektionen kommen. Je nachdem welche Strukturen betroffen sind ergeben sich verschiedene Möglichkeiten. Bei einer Infektion kann nur eine Struktur betroffen sein, oder auch alle (Vene, Arterie, Urachus). Am Nabel finden sich dann Zeichen einer Entzündung. Die betroffene Struktur ist verhärtet, dicker, wärmer und schmerzempfindlich. Also alle klassischen Symptome einer Entzündung. Steigt die Infektion weiter auf, so betrifft die Entzündung dann den gesamten Organismus. Dies kann bis zum Tod des Welpen führen!

Beim Urachus gibt es noch eine Besonderheit. Hier kann es zusätzlich zur Entstehung einer Urachusfistel oder einer Urachuszyste kommen.

Bei der Urachusfistel verschließt sich der ursprüngliche nötige Gang von der Harnblase zum Nabel nicht. Der Nabel kann nicht abtrocknen, sondern ist immer feucht, weil der Urin dort weiter einfach ausläuft. Diese Öffnung kann dann auch von Keimen genutzt werden, um entlang dieses Ganges aufzusteigen. Sie gelangen zunächst in die Harnblase. Von dort aus können sie noch weiter in den Körper wandern.

Bei der Urachuszyste hingegen bleibt eine uringefüllte Blase in einem Teilabschnitt des ursprünglichen Urachus zurück. Der Ausgang Richtung Nabel ist zwar verschlossen, aber es besteht weiterhin eine Verbindung zur Harnblase. Diese Ausstülpung ist so nicht vorgesehen und kann demzufolge zu Problemen führen. Eine Möglichkeit sind dabei immer wieder auftretende Blasenentzündungen (Cystitiden).

Tritt hingegen eine Entzündung innerhalb der Blutgefäße auf, kann diese sich entlang der Gefäße entweder Richtung Leber oder Richtung Hauptschlagader ausdehnen. Zunächst spricht man von einer Omphalitis/Omphalophlebitis. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Septikämie (Blutvergiftung) und zum Tod des Welpen kommen.

Fazit:

Dem Nabel eines Welpen sollte größte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Er stellt eine mögliche Eintrittspforte für Bakterien dar. Die Nabelschnurreste sollten innerhalb einer Woche nach der Geburt abgetrocknet sein und keinen Hinweis auf eine Entzündung aufweisen!

Aber das ist noch nicht alles, was rund um den Nabel „schief“ gehen kann. Es gibt ja noch dieses Loch in der Bauchwand, durch das die Versorgungsleitungen ursprünglich gelaufen sind.

Auch hier kann es zu Problemen kommen. Nämlich dann, wenn dieses Loch zu groß ist. Dann spricht man von einem Nabelbruch oder einer hernia umbilicales. Bei diesem Loch kommt es nun sehr auf die Größe an. Gefährlich wird es wenn Eingeweideteile, meistens Darm, durch dieses Loch fallen können. Dann kann es passieren, dass sich der Darm dort selbst einklemmt, die Durchblutung unterbunden wird und der Darmabschnitt  abstirbt. Deshalb müssen auch solche Nabelbrüche operiert werden, um die Gefahr einer Inkarzeration (Inkarzeration: wird das Einklemmen von Gewebe bezeichnet) des Darmes zu verhindern.