Wir müssen mal wieder reden, denn ich bin ein wenig frustriert, aber auch ein bisschen verärgert. Warum? Die neue GOT ist nicht der Grund, vielmehr gab sie wahrscheinlich nur den Anlass für viele Diskussionen in der Praxis und auch in den sogenannten sozialen Medien.

Es stimmt, die medizinische Versorgung von Vierbeinern ist nicht mehr so günstig wie sie mal war. Damit rückt die Prophylaxe natürlich verstärkt in den Vordergrund. Also sollte ich mich als Tierbesitzer fragen, was kann oder muss ich tun, damit weniger medizinische Eingriffe oder Behandlungen nötig werden? Die Humanmedizin hat das in manchen Bereichen schon erkannt. Jeder kennt wahrscheinlich das Bonusheft beim Zahnarzt. Und jeder weiß, dass ab einem gewissen Alter die ein oder andere Vorsorgeuntersuchung dran ist. Das wird gemacht, damit mögliche Erkrankungen früh genug erkannt werden können (bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist) oder im Idealfall sogar verhindert werden. Ich behaupte mal, dass die Krankenkassen diese Vorsorgeuntersuchungen sicher nicht bezahlen würden, wenn sie nicht insgesamt dadurch Geld einsparen würden.

Was kann ich also tun, um mein Tier möglichst fit alt zu bekommen?

Was kostet mich als Tierbesitzer dabei keine Unsummen? Ich möchte ja ähnlich den Krankenkassen im Humanbereich insgesamt Geld sparen!

Hier mal ein paar ganz einfache Dinge, die JEDER umsetzen kann und sollte:

1: Die Ernährung:

diese sollte dem Alter, der Rasse und dem Einsatzgebiet entsprechend sein. Wer selbst die Ration zusammenstellen möchte, sollte sich hier auch bei einem Fachmann (Fachtierarzt für Tierernährung) beraten lassen. Kostet einmalig Geld (außer beim Welpen, da muss öfter die Ration angepasst werden) und die Fütterung ist dann optimiert und ohne Über- oder Unterversorgung in einigen Bereichen.

2: Das Gewicht:

je nach Statistik sind bis zu 50% unserer Haustiere mittlerweile übergewichtig!!!!!! Das Einhalten des Idealgewichts hilft extrem dabei die Entstehung orthopädischen Erkrankungen zu verhindern, bzw. ihnen nicht weiter Vorschub zu geben. Auch die Wahrscheinlichkeit der Entstehung weiterer internistischer Erkrankungen kann damit deutlich reduziert werden. Der Body Condition Score (BCS) sollte deshalb bei 4/9 bzw. maximal 5/9 liegen. Das Gute daran, man spart auch noch Geld, wenn man nicht unnötig viel Futter und Leckerlies in sein Tier stopft.

3: Die Bewegung:

Die „Art“ der Bewegung ist wichtig und auch wann verlange ich von meinem Hund welche Bewegungsabläufe. Mit einem unaufgewärmten Hund sollte ich keine Spiele mit Start-Stopp Bewegungen spielen. Auch sogenannte Katapultsprünge sind insgesamt nicht gut. Dabei springt der Hund steil nach oben und landet zuerst auf den beiden Hinterbeinen. Die Art der Bewegung sieht man häufig beim Spielen mit Bällchen oder Frisbee. Schnelle Slaloms, wie sie im Agility gezeigt werden, führen auch zu einer erhöhten Belastung der Gelenke. Aber auch das Toben mit anderen Hunden direkt aus der Ruhephase heraus ist nicht ideal. Wer von uns würde sich beim Sport nicht vorher aufwärmen, bevor er Übungen macht, die auf die Gelenke gehen…? Leider sind unsere Vierbeiner etwas „unvernünftig“ ähnlich wie kleine Kinder. Deshalb gilt: wenn mein Hund schon solche Bewegungen ausführen soll/muss, dann sollte ich ihn immer vorher aufwärmen. Auch ein cool down im Anschluss an Sport ist von Vorteil.

Prophylaktisch sollte also eine Aufwärmphase sowie ein Cool down Phase eingesetzt werde. Zudem kann man über ein gezieltes Koordinationstraining, das Erlernen von Tricks und das gezielte Einsetzen der einzelnen Füße die Verletzungsgefahr minimieren. Ähnlich wie bei Kindern, die schon immer Sport gemacht haben. Sie werden auch keine „Bewegungs-Legastheniker“ und fallen bei der kleinsten Kleinigkeit um wie ein nasser Sack 😊. Sie haben gelernt sich abzufangen und abzurollen. Dadurch wird wieder das Verletzungsrisiko minimiert.

4: Zähne putzen!

Ja, richtig gehört, Zähne putzen und zwar bei Hunden sowie auch bei Katzen. Dafür benötigt man nur eine Zahnbürste oder einen Fingerling und eine entsprechende Zahnpasta. Zähne putzen ist das Einzige, was wirklich effektiv die Entstehung von parodontalen Erkrankungen verhindern kann (siehe dazu auch www.vohc.org). Kauartikel können dabei lediglich ergänzen, aber ersetzen nicht die tägliche Reinigung. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Hunde, die unter einer schweren Parodontitis leiden – und das sehen wir recht häufig – auch häufiger schwerwiegende Schäden an den Nieren, der Leber und der Herzmuskulatur aufweisen. Denn die Entzündung an den Zähnen und ihren Wurzeln kann zu einer Bakteriämie führen. Das bedeutet, dass die Keime, die in der Maulhöhle vorhanden sind, über den Blutkreislauf in andere Organe streuen.

5: Art der Kauartikel/Spielzeuge:

Keine Knochen, Steine, Äste, Tennisbälle etc. zum Spielen geben bzw. das Spiel des Hundes mit solchen Dingen unterbinden. Warum? Ganz einfach: solche sehr harten Gegenstände können zum einen zu Frakturen an den Zähnen führen, hier sind oft die Eck- oder auch die Reißzähne betroffen, oder sie führen, wie im Fall des Tennisballes, zum Abschmirgeln der Zähne, einer sogenannten Abrasion.

 

Bis hierher hat es noch nicht wirklich viel Geld gekostet! Aber es erfordert schon ein bisschen Disziplin, Verständnis und Durchhaltevermögen von Seiten des Tierbesitzers.

Punkt 6 ist der erste Punkt der eventuell mit mehr Kosten verbunden sein kann.

6: Die Vorsorgeuntersuchung beim Tierarzt:

Sie umfasst eine gründliche allgemeine Untersuchung, gerne gekoppelt mit der Impfung. Erfolgt sie in Zusammenhang mit der Impfung, dann entstehen auch hier keine zusätzlichen Kosten! Findet man allerdings vom Normalbefund abweichende Ergebnisse, oder fällt einem als Besitzer auch außerhalb des jährlichen Gesundheitschecks ungewöhnliche Dinge auf, so sollten weiterführende Untersuchungen eingeleitet werden. Das kann natürlich etwas mehr Geld kosten. Eine Blutuntersuchung kann im Einzelfall ebenfalls sinnvoll sein und ist dann mit Zusatzkosten verbunden.

Wir beraten schon seit es die Praxis gibt genauso. Umsetzen tun es allerdings die Wenigsten. Bleibt die Frage warum…? Ist man zu bequem dafür? Schwierig ist es ja nicht. Zähne putzen ist vielleicht nicht von Anfang an die Lieblingsbeschäftigung von Hund, Katze und Besitzer. Kann aber, mit dem richtigen Training und der richtigen Grundeinstellung des Besitzers ein Abendritual werden, dass sogar zu noch mehr Verbundenheit und Vertrauen zwischen Tier und Mensch führen kann. Und Punkt 1-5 kostet auch kaum Extrageld, sondern spart langfristig „extreme Summen“ ein.

Und warum wird dann am Ende gejammert, wenn Kosten entstehen, die durchaus durch den Besitzer vermeidbar gewesen wäre?

Es liegt an Euch. Wir Tierärzte sind nicht die, die nur hinterm Geld her sind. Die nicht versuchen das Übel an der Wurzel zu packen, euch zu beraten, damit Krankheiten gar nicht erst entstehen. Wir haben kein Interesse daran, wie ich leider auch schon lesen musste, eure Tiere krank zu machen, um dann mit Diagnostik und Therapie einen riesigen Reibach zu machen. Nein, ich für meinen Teil habe den Beruf ergriffen, weil ich Tiere mag und ihnen unnötiges Leid ersparen möchte.

Aber ohne euer Verständnis und die Bereitschaft selbst auch etwas zu tun wird es langfristig nicht ganz gehen! Deshalb gebt euch einen Ruck und fangt an! Zum Wohle eurer Vierbeiner und eures Geldbeutels!

Wenn ihr Fragen dazu habt, wir euch noch einmal etwas erklären sollen, dann sprecht uns gerne darauf an!