Die Maulschleimhaut (orale Mukosa) ist ein sehr leicht zugänglicher Abschnitt des Magen-Darm-Traktes. Sie kann bei jeder klinischen Allgemeinuntersuchung beurteilt werden. Vorausgesetzt der Hund oder die Katze lässt sich ins Maul schauen! Die Kontrolle der Maulhöhle ist nicht nur wichtig um Erkrankungen der Zähne zu diagnostizieren, sondern auch um Hinweise auf andere, teilweise systemische Erkrankungen zu bekommen. Schleimhäute haben eine sehr hohe Zellteilungsrate und zum Teil auch ein spezielles Reaktionsmuster. Das weiß eigentlich jeder, der sich schon einmal selbst aus Versehen auf die Zunge gebissen hat. Kleine Verletzungen in der Maulschleimhaut heilen in der Regel sehr schnell und komplikationslos ab. Aber durch diese hohe Zellteilungsrate können auch viele Erkrankungen unterschiedlichster Ursachen Auswirkungen auf die Maulschleimhaut haben. Hierzu zählen:

  • bakterielle und virale Erkrankungen (bspw. Leptospirose, Calicivirus-Infektionen, FeLV-Infektionen)
  • Intoxikationen (Vergiftungen, bspw. mit Quecksilber und Bleivergiftungen)
  • metabolische Erkrankungen (bspw. Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus)
  • Autoimmunerkrankungen (u.a. Pemphigus vulgaris)
  • hämatologische Erkrankungen (Erkrankungen des Blutes wie bspw. Panzytopenie)
  • Neoplasien (Tumore, wie bspw. ein Multiples Myelom, Plattenepithelkarzinom, Mucosis fungoides)
  • Malnutrition (unausgewogene Ernährung mit bspw. Cobalamin- und Folsäuremangel)
  • Hypersensitivität (u.a. Futtermittelunverträglichkeiten)
  • toxische Arzneimittelreaktionen (unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln)

Die ganzen unterschiedlichen Namen, die es für Entzündungen an der Maulschleimhaut gibt, richten sich danach, welche Bereiche der Maulschleimhaut betroffen sind. Die Endung -itis bezeichnet immer eine Entzündung. Alles, was davor steht ist die Lokalisation.

Um auf die Überschrift zurückzukommen, hier ein paar Erklärungen:

  • Gingivitis (Gingiva=Zahnfleisch) bedeutet also eine Entzündung des Zahnfleisches. Sie ist eine milde Form der Paradontitis (sieh weiter unten) und bei richtiger Therapie noch komplett reversibel, also heilbar.
  • Stomatitis ist die Bezeichnung für eine Entzündung in der Maulhöhle
  • Mukositis (Mukosa=Schleimhaut) bedeutet also Schleimhautentzündung, eine orale Mukositis ist eine Maulschleimhautentzündung, bzw. hat sie in der Maulhöhle ihren ganz eigenen Namen. Dort spricht man von einer Stomatitis
  • Paradontitis (Paradont=Zahnhalteapparat). Das Paradont setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen. Zum einen der Gingiva (Zahnfleisch) dem Kieferknochen und feinen Bindegewebsfasern, die für den Halt des Zahnes im Zahnfach sorgen. Die mildeste Form der Entzündung ist die reine Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Von einer Paradontitis spricht man in der Regel, wenn auch der Knochen und die „Haltefasern“ mit betroffen sind. Je nach Schwere der Befunde kann hier nicht mehr zahnerhaltend agiert werden und es bleibt nur noch die Extraktion der betroffenen Zähne

Nun kann sich natürlich die Entzündung in der Maulhöhle auch nur in einem kleinen Areal abspielen. Deshalb braucht man unter Umständen noch weitere Bezeichnungen für die Lokalisation:

  • Nur an den Lippen (Cheilitis)
  • Nur die Zunge (Glossitis)
  • Nur am Gaumen (palatinale Mukositis)
  • Nur am Oropharynx (Mundrachen) (caudale Mukositis)
  • Nur an den Backen (bukkale Mukositis)

Sonderformen bilden sogenannte fokale Stomatitis bzw. Mukositis Formen. Diese sind wirklich nur in einem kleinen, umgrenzten Areal zu finden. Meistens sind auch diese kleinen Entzündungen durch eine Dentalerkrankung ausgelöst. Großen Anteil an ihrer Entstehung haben Keime, die sich im Zahnbelag (Plaque) finden. Sie sind oft Auslöser für eine immunmediierte Entzündung, bei der es zu einer Dysfunktion (Fehlregulation) des Immunsystems kommen kann. Hierzu zählen die:

  • Fokale Kontaktstomatitis; diese sieht man relativ häufig. Sie entstehen an den Kontaktflächen der Schleimhäute von Zunge und zum Beispiel der Lefzeninneseite/Wangen zu einem mit Plaque und/oder Zahnstein befallenen Zahn (siehe Abbildung)
  • CUPS (chronisch ulzerative paradentale Stomatitis), sieh wird als eigenes Krankheitsbild gesehen und wird zumeist beim Scotch Terrier, Malteser oder English Cocker Spaniel gefunden. Die CUPS treten dabei an multiplen (vielen) Stellen innerhalb der Maulhöhle auf. Als Ursache für die chronisch ulzerative paradentale Stomatitis wird ebenfalls die lokale Dysfunktion des Immunsystems angesehen. Als gefürchtete Komplikation kann eine Osteomyelitis (Entzündung des Knochenmarks im Kieferknochen) auftreten.
  • Eosinophile Mukositis; diese sehen wir hauptsächlich bei Katzen, kann aber durchaus auch bei Hunden vorkommen. Der Cavalier King Charles Spaniel sowie der Sibirian Husky zeigen eine gewisse Rassedisposition zu dieser Erkrankung

Bei der Katze gibt es neben den fokalen eosinophilen Mukositisformen noch eine wichtige, oft die gesamte Maulhöhle betreffende Entzündungsform. Die feline chronische Gingivostomatitis (FCGS). Synonyme für die gleiche Erkrankung sind: lymphoplasmazelluläre Stomatitis oder Gingivitis, plasmazelluläre Stomatitis oder kaudale Stomatitis und generalisierte Gingivo-Parodonto-Stomatitis. Hierbei handelt es sich um eine sehr ausgedehnte Entzündung der Maulhöhle der Katze, die oft nahezu alle Lokalisationen der oralen Mukosa, inklusive der Kieferwinkel und des Gaumens betrifft. Oft wird auch das Paradont mit einbezogen und es liegt eine Zahnwurzelresoption vor. Auch eine Ausdehnung der Entzündung bis in die Speiseröhre wurde schon beschrieben. Die Ursache ist multifaktoriell,das bedeutet eine große Anzahl an Ursachen kann hier zugrunde liegen. Bei der FCGS handelt es sich um eine hochgradig schmerzhafte Erkrankung der Katze. Die Fotis dazu sprechen eigentlich für sich. Trotzdem gibt es auch hierbei immer wieder Diskussionbedarf, weil auch so stark betroffene Tiere oft trotzdem noch fressen! Eine Futteraufnahme der Katze ist KEIN Kriterium dafür, ob das Tier unter Schmerzen leidet, oder nicht.

Und wie sieht das nun aus?

Hier ein paar Fotos aus unserer Praxis: